Theodor W. Adorno und Hanns Eisler:Komposition für den Film. Mit einem Nachwort von Johannes C. Gall und einer DVD „Hanns Eislers Rockefeller-Filmmusik-Projekt 1940–1942“, im Auftrag der Internationalen Hanns Eisler Gesellschaft herausgegeben von Johannes C. Gall. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2006, 190 Seiten, 29,80 €, ISBN 3-518584-61-8
Es sind über 60 Jahre vergangen, doch eine Klarheit über die Autorschaft und Inhalte eines der unbestrittenen Klassiker der Filmmusiktheorie stellte sich nicht ein. Auch mit der Neuedition von Theodor W. Adornos und Hanns Eislers Abhandlung „Komposition für den Film“ wird sich das nicht ändern. Aber dies wäre ohnehin das kleinere Problem. Problematisch war vor allem, dass zentrale Gegenstände der Analyse dieses Buches, nämliche die Filme und die Musikexperimente hierzu nicht allgemein zugänglich waren. Weder Joris Ivens „Regen“ von 1929 noch die Filmmusikvarianten zu „The Grapes of Wrath“ von John Ford. Das ist mit der Neuedition grundlegend anders geworden. Musik wie Film und Varianten sind auf DVD beigelegt. Eislers „Vierzehn Arten den Regen zu beschreiben“ liegen Ivens‘ Film bei. Allerdings, und das hatte offenbar verwirrt, war die Schnittfassung bei Eisler eine andere als diejenige, die das Filmoriginal bildete. So haben spätere Rekonstruktionsversuche Musik und Film nicht zusammenbringen können. Details zu der jetzt zuwegegebrachten Rekonstruktion finden sich im Nachwort des Herausgebers der Neu-edition, Johannes C. Gall. „Modelle für den befreiten musikalischen Film“ ist dieses überschrieben und es führt auch noch einmal die Geschichte der nicht simplen Beziehung zwischen Eisler und Adorno ein, und diejenige von Verlagsinteressen und politischen Situationen. Selbst, wenn man im Besitz der vielen verschiedenen Ausgaben des Manuskriptes sein sollte, wird sich der Neukauf dieser Edition nicht vermeiden lassen. Wenn man es noch etwas besser hätte machen wollen, hätte man die Partitur von Eislers Regenstück ebenfalls mitediert. Diese Ausgabe ist ein wirklicher Gewinn, auch cineastisch übrigens. Mit auf der DVD: „White Flood“ (Frontier Films 1940) und „A Child Went Forth“ (Joseph Losey 1941).