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Ein heilsamer Blick hinter die Fassade

Untertitel
Gerd Uecker stellt den „Traumberuf Opernsänger“ vor – und in Frage
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Gerd Uecker: Traumberuf Opernsänger. Henschel Verlag, Leipzig 2012, 176 S., € 16,90, ISBN 978-3-89487-675-3

Gerd Uecker, der überregional vor allem aus seiner Zeit als Intendant der Dresdner Semperoper (2003–2010) bekannt ist, hat mit diesem Buch einen äußerst lesenswerten Leitfaden vorgelegt, der potenziellen Gesangsstars womöglich Lust auf diesen Beruf machen soll, auf diesen „Traumberuf Opernsänger“. Er will jedoch niemanden dazu überreden, Opernsänger zu werden. All jenen aber, die sich ernsthaft dazu entschlossen haben, kann diese Abhandlung von nicht mal 200 Seiten nur helfen, sich optimal vorzubereiten, um vor Abgründen und Untiefen gewappnet zu sein.

Der aus München stammende Experte, der Klavier, Musikpädagogik und Dirigieren studiert hat, erweist sich in seiner Schrift einmal mehr als Kenner dieser Materie. In jahrzehntelanger Praxis dürfte er sämtliche Probleme erlebt haben, mit denen der sängerische Nachwuchs konfrontiert ist. Dem begegnet er mit einem sehr übersichtlichen Gesamtbild dieses Berufs und gibt dem Opernpublikum en passant genauen Einblick in die teils auch diffizilen Realitäten des Sängerlebens.

In der Tat finden sich in diesem Buch, obwohl Ueckers „Traumberuf Opernsänger“ im Untertitel „Von der Ausbildung zum Engagement“ lautet, auch für Opernfreunde präzise und allgemeinverständlich dargestellte Informationen. Der Autor umreißt die unerlässlichen Voraussetzungen für diesen Beruf, gibt Einblicke in Ausbildungswege, erläutert Stimmgattungen und Stimmfächer und macht das Ganze mit musikalischen Literaturhinweisen anschaulich und nachvollziehbar.

Sowohl angehende Opernsänger als auch Liebhaber des Musiktheaters erfahren, welche Strapazen mit diesem Beruf verbunden sein können. Gerade vom Arbeitsalltag, der aus Partie-Studium, Proben und nicht zuletzt auch aus ganz praktischen Dingen wie Lebensführung, Terminplan, Vorstellungsgesprächen und Vertragsabschlüssen besteht, bekommt der Theaterbesucher in der Regel nichts mit. Dank Uecker ist hier die harte Arbeit hinter der schillernden Fassade zu erspüren, wird beschrieben, wie viel Aufwand und Entbehrungen zum Werden und Dasein von Opernsängern gehören kann. Damit aus dem langgehegten Traum kein endloses Trauma wird, gibt er wertvolle Hinweise auch für jene, die den Sprung nicht schaffen. Bei der Musik als sinnstiftenden Lebenszweck sollten man zwar unbedingt bleiben, rät Uecker, um die „mentale Bereicherung“ und „das große Glückspotential“ darin dennoch zu erleben. Aber eben auch rechtzeitig erkennen, wenn es für eine berufliche Laufbahn als Solist nicht reicht.

Spätestens, wenn der eigene Nachwuchs auf die Idee kommt, der „Traumberuf Opernsänger“ könnte etwas fürs Leben sein, sollte man zu dieser Lektüre greifen. Und wer diesen Beruf ernsthaft fürs eigene Leben erwägt, dürfte das Buch sehr rasch als sinnvollen Pflichtstoff ansehen.

Ein Interview mit Gerd Uecker ist unter www.nmz.de zu lesen.

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