Gisela May: Es wechseln die Zeiten. Erinnerungen, Militzke Verlag, Berlin 2002, 320 Seiten, € 24,80, ISBN 3-86189-269-3
20 Jahre nach dem Erscheinen des Erinnerungsbuches „Mit meinen Augen“, das schließlich „der ,Wende‘ durch die ,Abwicklungen‘ des damaligen Verlages zum Opfer gefallen ist“, hat der Leipziger Militzke Verlag die 1924 geborene Schauspielerin und Brecht-Interpretin Gisela May dazu ermuntert, ihr Werk zu überarbeiten, zu erweitern und neu herauszubringen. Und unter dem Kästner-Motto „Es gibt nicht Gutes, außer man tut es“ hat die weltberühmte Diseuse ihr Versprechen eingehalten.
Das Buch enthält aber keinen durchgehenden autobiografischen Text, sondern in einfachen Sätzen verfasste Miniaturen, die oft den Persönlichkeiten gewidmet sind, die die May auf ihrem Lebensweg begleitet und immer wieder ermutigt haben. Los geht’s mit Mutter, Vater und der Kindheit in Wetzlar, Ferienerlebnissen bei den Großeltern bis hin zu den Anfängen an der Schauspielschule in Leipzig, wo sie den zweiten wichtigen Mann in ihrem Leben, ihrem Lehrer Schmidt-Sas begegnet, der das junge Talent fördert und sie an die Lieder der Dreigroschenoper heranführt. Die zweite wichtige Station ihrer Karriere führte sie nach Berlin, wo sie unter anderem Hanns Eisler und Helene Weigel kennen und schätzen lernt.
Nach zahlreichen Anekdoten über Begebenheiten aus ihrer langjährigen internationalen Karriere und aus der Zeit als Gastprofessorin in Weimar kann der Leser Gisela May noch in Gesprächen mit Wolfgang Binder und Günter Gaus erleben. Mögen die kurzen Erzählungen der Grande Dame manchmal etwas bruchstückhaft sein, das Buch schließt mit Rollen-, Schallplatten-, CD- und Quellenverzeichnis sicher eine Lücke.