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Für eine zukunftsorientierte Kinderchorarbeit

Untertitel
Robert Göstl legt mit „Faszination Kinderchor“ eine runderneuerte Version seines Standardwerks vor
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Robert Göstl: Faszination Kinderchor. Inspirieren – Klang formen – Zukunft gestalten. ConBrio Verlagsgesellschaft, Regensburg 2021, 160 S., Notenbeispiele, € 28,00, ISBN 978-3-940768-99-5

Faszination Kinderchor – so der Titel der Neuauflage von Robert Göstls vorangegangener sehr gelungener und seit mehr als 25 Jahren bewährter Publikation ‚Singen mit Kindern‘. 25 Jahre ist eine lange Zeit – und eine Neuauflage eines erfolgreichen Buches eine sehr gute Möglichkeit, Bewährtes und Zeitloses zu behalten und Veränderliches dem Zeitgeist, den Entwicklungen und Notwendigkeiten der heutigen Zeit anzupassen. Der wunderbar gewählte Titel zeigt, dass Kinderchorpraxis weitaus mehr ist als Singen mit Kindern. Das mag vielleicht das Kerngeschäft sein, aber für eine erfolgreiche, motivierende und zukunftsorientierte Kinderchorarbeit ist weit mehr zu bedenken und zu ‚beherrschen‘ als das, was man in einer Probe mit Kindern braucht.

Göstl spricht im Vorwort seines Buches von einer ‚Renaissance des Singens‘, von der Relevanz des Singens mit Kindern für den Fortbestand der Chorszene, als wesentlicher Bestandteil des Musikunterrichts und als eine weitestgehend barrierefreie Möglichkeit des Musizierens. Dieses Potenzial des Singens mit Kindern scheint den bildungspolitischen Akteuren zunehmend bewusst und die Funktion des Buches könnte somit teilweise eine andere sein als die des Vorgängerbandes. In jedem Fall liegt mit dieser Publikation eine zeitgemäße, ansprechende neue und zugleich bewährte Veröffentlichung vor, die wertvolle Methoden, Checklisten, Übungen, Erläuterungen, konkrete Beispiele und vieles mehr vereint, was das Chorleitendenherz begehrt.

Deutliche Verbreiterung der Wahrnehmung

Das Buch ist in zehn Kapitel untergliedert. Im einleitenden Kapitel ‚Dimensionen sängerischer Arbeit mit jungen Menschen – Stetigkeit und Wandel‘ zeigt Göstl die Entwicklungen des Singens zwischen 1996 und 2021 auf und geht auf einzelne Bereiche ein, die für das Singen mit Kindern wesentlich sind, wie die eigene Familie, die Kita, formale musikpädagogische Angebote und wie das Singen sich in diesen Institutionen in den letzten Jahren verändert hat. Dabei nimmt der Autor das Feld des Singens deutlich breiter wahr als in der vorangegangenen Publikation und Opernkinderchöre, Castingshows, Chorklassen, inklusive und interkulturelle Chorsettings werden explizit thematisiert.

Das Kapitel endet mit einem Fragebogen, der für die Selbstreflexion des Chorleitenden gedacht ist und helfen soll, den eigenen Standpunkt zu bestimmen und erste Handlungsschritte zu ermitteln. Im zweiten Kapitel erläutert Göstl diverse mögliche Chorstrukturen vor dem Hintergrund der ‚singenden Lebenswirklichkeit‘ von Kindern und geht dabei auf kirchliche, schulische, vereinsbezogene, institutionelle und sonstige Gegebenheiten ein. Es werden Kriterien für mögliche Gruppenbildungen in der aufbauenden Chor­arbeit ebenso vorgestellt (Gruppengröße, Alters- und Leistungsdifferenzierung, Lokalität, Geschlechtertrennung) wie einzubeziehende Personen, damit die Chorarbeit auf verschiedene Schultern verteilt wird. Das dritte Kapitel ist der Chorverwaltung gewidmet. Hier geht Göstl auf Selbstorganisation, Kommunikation, Ausstattungen, Geschäftsabläufe und vieles mehr ein.
Besonders hervorzuheben ist das abschließende Unterkapitel, in dem Göstl die Beteiligung der Kinder- und Jugendlichen unter­streicht und betont, wie wichtig es ist, dass diese auch Verantwortung für das Gelingen übernehmen und mitbestimmen dürfen.

Im vierten Kapitel nennt der Autor Schlüsselqualifikationen von Kinderchorleitenden bevor es dann im fünften Kapitel um Grundlagen, Inhalte und Methoden der stimmlichen Arbeit mit Kindern geht. Hier finden sich altbewährte Abbildungen, welche die Stimmfunktionen aufzeigen ebenso wie die bereits im Vorgängerband ausgeführten Intentionen stimmlicher Arbeit und praxisbezogene Verständnishilfen gepaart mit funktionellen Anweisungen zur Umsetzung. Obwohl hier viel bewährtes beibehalten wurde, finden sich auch zahlreiche neuere Übungen, die stilis­tisch vielfältiger sind als die im Vorgängerband. Auch werden Aspekte wie Tonhöhenprobleme deutlich differenzierter und realistischer dargestellt als bisher.

Singen ist nicht alles

Im sechsten Kapitel werden methodische und probengestalterische Aspekte bezogen auf Liederwerb, Einstudierungsformen, Menschenführung dargestellt und mit wertvollen Praxis­tipps komplettiert. Ebenfalls behandelt Göstl sämtliche Rollen, die dem Chorleitenden zukommen ebenso wie Möglichkeiten des Dirigierens (7. Kapitel). Abgerundet wird die Publikation mit einem Kapitel zur Literaturauswahl, einem zum Auftreten und Präsentieren des Chores. Hierbei werden bewährte Konzertdarbietungen oder Wettbewerbe ebenso beschrieben wie neuere Präsentationsformen im Netz. Im anschließenden Kapitel widmet sich Göstl rahmenden Choraktivitäten wie Ausflügen, Freizeiten und sonstigen gemeinschaftsfördernden Choraktivitäten, denn wie der Autor richtig bemerkt: Singen ist nicht alles und Höhepunkte im Chorleben von wesentlicher Bedeutung.

Eine durchaus zeitgemäße Publikation, was sich durch gewissenhafte Einarbeitung veränderter Aspekte ebenso zeigt, wie durch die Verwendung gendersensibler Sprache und ebenso durch die Möglichkeit, Filme und Audios im Netz abzurufen. So können weitere Übungen und Materialien ergänzt und aktualisiert werden.

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