Nicolai Petrat: Motivieren zur Musik. Grundlagen und Praxistipps für den erfolgreichen Instrumentalunterricht, Gustav Bosse Verlag, Kassel 2007, 202 S.,
€ 19,95, ISBN 978-3-764926-83-0
Das Thema Motivation ist für den Instrumentalunterricht ein wesentliches. Es ist sowohl entscheidend für den Beginn als auch für den Fortgang. Viele Kinder beginnen heute sehr früh, das heißt oftmals schon im Anschluss an die Musikalische Früherziehung oder Grundausbildung mit dem Instrumentalunterricht. Die Motive können aus der häuslichen Umgebung stammen, sie können aber ebenso gut Ergebnis eines vorangegangenen Grundstufen- oder Orientierungsunterrichts sein. Dahinter steht die Idee, dass eine letztlich fundierte Entscheidung mit einem möglichst hohen Maß an Motivation für einen kommenden Instrumentalunterricht einhergeht.
Genau hier beginnen auch die Gedankengänge von Nicolai Petrat. Denn, und auch das kennen viele Instrumentalpädagogen, trotz aller Maßnahmen im Vorfeld, kommt es im Verlauf des Instrumentalunterrichts immer wieder zu Einbrüchen, und alle fragen sich dann erst, woher das wohl kommt. Tatsache ist wohl, dass Motivationseinbrüche nicht eindimensional gesehen werden dürfen, sondern dass wohl immer mehrere Faktoren zusammenkommen, die auch von Petrat benannt werden. Ein Grund liegt in einem sich geänderten Freizeitverhalten von Kindern und Jugendlichen. Weitere Gründe sind die der Mitbestimmung, des Selbstausdrucks, der Selbstentfaltung und der Selbstverwirklichung. Instrumentalschüler, auch schon die jungen, haben oft bereits zu Beginn des Unterrichts klare, wenn auch nicht unbedingt immer realistische Vorstellungen von dem, was sie eigentlich wollen. Doch wie weit stimmen diese mit denen des Pädagogen überein, und wie reagiert der Pädagoge darauf?
Auch die Einstellungen der Eltern gegenüber ihren Kindern und dem, was diese tun und wie sie es tun, hat sich gewandelt. Petrat spricht von einem toleranter gewordenen Erziehungsstil seitens der Eltern. Ist das eher ein Bedauern oder ein Gewinn? Eltern sind heute eher Kooperationspartner ihrer Kinder und versuchen, diese in ihren eigenen Entscheidungen zu stützen und zu beraten, anstatt zu bevormunden. Mag sein, dass sie damit auch ihre Kinder auf dem Weg in die Selbstständigkeit manchmal überfordern. Hier das richtige Maß zu finden ist für Eltern auch nicht immer einfach.
Intrinsische Motivation ist letztlich das, was sich jeder Pädagoge wünscht. Manchmal ist sie von Anfang an da, manchmal muss sie wachsen. Hier ist in erster Linie die psychologische, weniger die instrumentalpädagogische Kompetenz des Pädagogen gefragt. Genau um diese geht es in dem Buch, um den psychologisch kompetenten Pädagogen, wie ihn auch Petrat nennt. Der Blick in den Bereich der Motivationspsychologie aber zeigt, dass es nicht nur ein Konzept, sondern viele Konzepte gibt, die sich gegenseitig eigentlich nicht ausschließen, sondern ergänzen.
Im ersten Kapitel seines Buches bietet Petrat sein Verständnis der Motivation an und leitet daraus seinen Motivationszirkel ab, der anschließend im Einzelnen abgearbeitet wird. Die Erkenntnisse, die Herr Petrat hier vorlegt, sind interessant, für einen engagiert arbeitenden Pädagogen aber vielleicht nicht immer neu. Begrüßenswert ist es, dass er jedem Schritt oder Prinzip ein kurzes pädagogisches Fazit folgen lässt. Im Anschluss an die Darstellung des Motivationszirkels widmet sich Petrat noch anderen instrumentalpädagogisch relevanten Themen wie dem Gruppenunterricht, den er auch kurz auf seinen Motivationszirkel bezieht, der Elternarbeit und dem Aspekt der Supervision zur Schülermotivierung und der Supervision als individuelles Konzept.
Die Stärke des Buches liegt in den vielen Anregungen für den Instrumentallehrer. Schwächen finden sich dort, wo es um die Darstellung von Theorien geht. Diese erscheinen oftmals verkürzt und greifen nicht immer die aktuelle Diskussion auf. Ein Beispiel hierfür wäre der Umgang mit den Erkenntnissen der Psychoanalyse. Trotz dieser kritischen Anmerkungen halte ich dieses Buch für sehr lesenswert. Ich würde sogar so weit gehen und es neben anderen Büchern zum Thema zur Pflichtlektüre für angehend Studierende der Instrumentalpädagogik zu machen.