Martin Lücke (Hrsg.): Lexikon der Musikberufe. Geschichte – Tätigkeitsfelder – Ausbildung, Laaber-Verlag, Lilienthal 2021, 725 S., € 98,00, ISBN 978-3-89007-782-6
In Zeiten wie diesen einen musikalischen Broterwerb anzustreben, erfordert Mut. Vielleicht lautet das Motto aber auch: Jetzt erst recht! Und so könnte das „Lexikon der Musikberufe“ wertvolle Hilfestellung und Orientierung bieten. In jedem Fall ist es ein umfangreiches, informatives Kompendium, das in einer so bisher noch nie da gewesenen Breite mehr als 400 Berufe im Musikbereich thematisiert.
Interessant wird dies vor allem da, wo – erfreulich oft – längere Einträge wirklich in die Tiefe eines Berufsbildes eintauchen, so etwa im pädagogischen Arbeitsfeld (Artikel „Musiklehrer“ und „Musikschullehrer“). Einen breiten Raum nimmt der große Komplex ein, der im weitesten Sinne mit der Produktion und Vermarktung von Musik zusammenhängt, ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Spiel und Bau von Instrumenten. Zu begrüßen ist, dass dabei auch historische Aspekte und Musik außerhalb des europäisch-westlichen Kulturkreises Berücksichtigung finden.
Nur ausnahmsweise sind fragwürdige Details zu verzeichnen, wenn etwa im Artikel „Gitarrist“ bei den Verdienstmöglichkeiten auf die Höchstgagen von Paul McCartney oder Taylor Swift verwiesen wird oder der Eintrag „Singer-Songwriter“ zur Hälfte aus Namen nebst Geburtsdaten besteht.
Schwerer wiegt es, dass man dem Lexikon seine verzögerte Erscheinung anmerkt. Während die Auswahlbibliografie am Ende des Buches auf dem neuesten Stand ist, weisen die Literaturhinweise bei den Einträgen selbst selten über das Jahr 2013 hinaus; dementsprechend sind auch manche Zahlen nicht mehr aktuell. Inhaltlich bedeutet es, dass zum Beispiel im Eintrag „Kurator“ die nun auch nicht mehr ganz neue Facette des Konzert- oder Festivalkurators fehlt oder der Aspekt der Geschlechtergerechtigkeit, der schon seit vielen Jahren breiten Raum in der Diskussion einnimmt, kaum eine Rolle spielt (etwa im Artikel „Dirigent“).
Insgesamt überwiegt aber eindeutig der Nutzen dieser gewichtigen Publikation, die übers gezielte Nachschlagen hinaus auch zum querlesenden Schmökern einlädt. Was die persönliche Inspiration betrifft, so schwankt der Rezensent in Sachen berufliche Neuorientierung noch zwischen „Forensischer Musikologe“ und „Rundfunktenor“.
- Martin Lücke (Hrsg.): Lexikon der Musikberufe. Geschichte – Tätigkeitsfelder – Ausbildung, Laaber-Verlag, Lilienthal 2021, 725 S., € 98,00, ISBN 978-3-89007-782-6