Es ist unüberschaubar, auf welch verwerfliche Weisen mit dem Namen Kurt Cobain Geld gemacht und sein Andenken teilweise entehrt wurde. Über die Unterscheidung seriöser oder merkantiler Absichten wird im Zusammenhang mit Kurt Cobain stets diskutiert werden müssen.
Da sich nun am 5. April 2004 der zehnte Todestag Cobains jährt, wird es wieder losgehen. Live-Bootlegs, T-Shirts, gekritzelte Notizzettel aus dem konservierten Mülleimer und Bücher.
Ein Buch aber kein weiterer Schund in der Liste der unzähligen Cobain-Devotionalien ist „Kurt Cobain – Godspeed“.
Barnaby Legg/Jim McCarthy/Flameboy: Kurt Cobain – Godspeed. Sein Leben als Comic, Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2004, 100 S., € 19,80, ISBN 3-89602-489-2
Sein Leben als Comic simplifiziert und mit Worthüllen versehen. Verantwortlich für diese sprechblasige „Respektlosigkeit“ sind die Zeichner und Autoren Flameboy, Barnaby Legg und Jim McCarthy. Der Comic als Kunstform erleichtert ihnen natürlich die Herangehensweise an Cobain, doch die moralinsaure Ernsthaftigkeit, mit der sonstige Nirvana-Publikationen nerven und die meist mit Schriften von Psychologen beginnen, wischen Flameboy, Legg und McCarthy locker vom Tisch. Dass der Sprachductus gewöhnungsbedürftig ist, stört kaum, denn man hat erzählende Bilder, die manchmal das exakte Gegenteil des Geschriebenen ausdrücken. Diese Nuancen machen den Comic betrachtenswert und offenbaren frische Cobain-Interpretationen, weil die Autoren darüber hinaus wenig Wert auf die exakte Lebensdarstellung Kurt Cobains legen. Oft bieten sie Ideen an und lassen den Gedanken genügend Auslauf. Obwohl man Flameboy, Legg und McCarthy punktuell frechste Verharmlosung (Thema Drogenabhängigkeit, Depression) vorwerfen möchte, muss man im Endeffekt und aufs Wesentliche reduziert nüchtern konstatieren: Selbst Schuld, lieber Kurt. Niemand hat gesagt es wäre cool.