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Alte Desperados

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Neuveröffentlichungen der Popindustrie im Herbst
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Sammy Hagar – Sammy Hagar & Friends (27.09.13, Frontier Records) +++ Def Leppard - VIVA! Hysteria (18.10.13, Frontier Records) +++ Jupiter Jones – Das Gegenteil von Allem (27.09.13, Solaris Empire) +++ The Fratellis – We Need Medicine +++ Revolverheld – (13.09.13, Timezone)

Hört, hört! Sammy Hagar, Ex-Van Halen-Sänger/Gitarrist und seit Jahrzehnten berauschender Solist im Auftrag des Rock, gibt neue Rauchzeichen von sich. „Sammy Hagar & Friends“ betitelt er sein neues Album. Musikalisch klar im Blues- Rock verortet. Kooperiert wurde mit u.a. Kid Rock, Nancy Wilson (Heart), Ronnie Dunn (Brooks & Dunn), Michael Anthony (ex-Van Halen), Neal Schon (Journey), Chad Smith & Joe Satriani (Chickenfoot), Bill Church & Denny Carmassi (Montrose). Respekt. Keine Jungspunde, mit denen Hagar da arbeitet. Auch sein Sohnmann Aaron Hagar darf mal mitträllern. Unter den Songs auch zu finden: zwei Klassiker im neuen Gewand. Bob Segers’ „Ramblin’ Gamblin’ Man“ und Depeche Modes „Personal Jesus“. Rockmusik mit Herz. Hörhinweis: Not Going Down, Bad On Fords and Chevrolets.

Die britischen Hardrocker von Def Leppard waren selbst in den neunziger Jahren noch eine große Nummer. Solide Alben, spektakuläre Liveauftritte und satte 100 Millionen verkaufte Alben. Nun wird noch mal abgegriffen. Das Album „Hysteria“ wird als eine Art Konzeptalbum veröffentlich. Unter dem fiktiven Namen DED FLATBIRD spielten sie einige Shows in Las Vegas und zockten das „Hysteria“-Album in einem Aufwasch durch. Großes Hardrockkino, das in den Formaten CD/DVD, Blu-Ray, DVD und digital erscheint. Schon lohnenswert. Hörhinweis: alles, da Konzeptveröffentlichung.

Ohne Frage hat deutsch getextete Pop/Rock- Musik ihren Zenit überschritten. Die Veröffentlichungen, die Bands, die Künstler reduzieren sich.  Nicht, weil es weniger gäbe. Schlicht, weil sich auf lange Sicht nur Qualität durchsetzt. Jupiter Jones malochen schon eine gefühlte Ewigkeit. Seit 2011 wohl erst finanziell seriös. Nun das fünfte Studioalbum: „Das Gegenteil von Allem“. Man kann sich über Geschmack streiten. Ist das schwüls-tig, was die Jungs aus der Eifel da machen? Oder sämig? Oder einfach nur grandios? Egal. Denn „Das Gegenteil von Allem“ beweist, dass Bands zusammenwachsen können. Dass lediglich eine musikalische Einheit Songs schreiben kann, die dann in sich stimmen. Und so genug Leute erreichen können. Ein schönes Entwicklungsalbum, das jungen Bands Mut verleihen kann. Musikalisch? Bitte selbst urteilen. Hörhinweis: Treppenwitz, Die Landung.

Wer einen Song wie „Chelsea Dagger“ schreibt, gemeint sind The Fratellis vor gut sieben Jahren, der schleppt auf ewig den schweren „Wo ist denn endlich der nächste Fußballstadion- Hit?“-Rucksack auf dem älter werdenden Buckel. Nun soll es eventuell das dritte Album der Fratellis richten: „We Need Medicine“. Gott sei Dank ist das nicht der Fall. Freilich sind da freudige Mitklatscher zu hören (We need Medicine) oder Songs, die selbst einer Band wie Bon Jovi nach einer nötigen Frischzellenkur stehen würden (u.a. Whisky Saga), aber insgesamt sind die Fratellis ernstzunehmende Songwriter geworden (She¹s Not Gone Yet But She’s Leaving, Shotgun Shoes). Große Tiefen (This Is Not The End Of The World) oder herzige Gefühlsausbrüche (Until She Saves My Soul) runden ein sehr sehr gutes Album ab. Hörhinweis: siehe Text.

Ein breitbandiges Album stellen Revolverheld vor: „Immer in Bewegung“. Stadionatmosphäre, Lagerfeuer- Ästhetik oder eklatante Popnummern repräsentieren nicht nur das Könnensspektrum der Band, sondern beweisen, dass die Jungs ihren Mittelpunkt gefunden haben. Manche Songs (Sommer in Schweden, Ich lass für dich das Licht an) wären bei manch anderen Kollegen reiner Kitsch. Hier ist das aber eine Herzensangelegenheit. Die man hört und spürt. Auch textlich wird da nicht versucht, etwas hoch Literarisches zusammen zu schustern. Die Dinge werden beim Namen genannt. In einfacher Sprache, in simplen Worten. Danke für diese Deutschstunde, denn Metaphern-Helden haben wir genug. Deshalb wirkt beides ehrlich, aus dem Leben: Text und Musik. Hörhinweis: Das kann uns keiner nehmen, Lass uns gehen.

Diskographie:

  • Sammy Hagar – Sammy Hagar &  Friends (27.09.13, Frontier Records)
  • Def Leppard - VIVA! Hysteria (18.10.13, Frontier Records)
  • Jupiter Jones – Das Gegenteil von Allem (27.09.13, Solaris Empire)
  • The Fratellis – We Need Medicine
  • Revolverheld – (13.09.13, Timezone)
     

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