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Blue-Note-Frühling

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Der Anspruch ist hoch. „The Finest in Jazz since 1939“ steht im Firmenlogo von Blue Note. Die Konkurrenz ist hart. Marktführer Verve lockt den raren Käufer mit einem Spalier der Berühmtheiten in immer neuen, aufwendigen Kombinationen. Nischenriesen wie ECM haben ihre Sparten fest in künstlerischer Hand. Und die Zeit von Firmengründer Alfred Lions goldenen Händchen für wegweisende Selbstläufer ist längst vorbei. Neue Impulse, neue Künstler sind gefragt, die dem Firmenmotto genügen. Wie die „Cover“-Reihe, in der junge Musiker wie die Gitarristen Charlie Hunter, Fareed Haque oder auch der Saxophonist Everette Harp berühmte Pop-Alben von Bob Marley bis Marvin Gaye aus der Sicht der Jazzer unterhaltsam bis anarchisch umgesetzt neu einspielen. Dann wollen die Legenden gepflegt werden. Wie in der von BMusikhistoriker Michael Cuscuna betreuten Reihe „Jazz Profile“, die die Säulenheiligen von Chet Baker bis Dinah Washington in kompakten und markanten CD-Portraits zugänglich macht. Und schließlich geht es um Entwicklungen, Entdeckungen, Investitionen in die Zukunft der Firma, des Jazz. Drei Tips aus dem Blue-Note-Programm der ersten Jahreshälfte ‘97: Erik Truffaz: Out of a Dream: Mit viel Esprit und Emotion erinnert sich der 35jährige Schweizer Trompeter an eine Zeit, die er gar nicht selbst erlebt hat. Denn über seinem Blue-Note-Debut schwebt der Geist der späten Fünfziger, der melancholisch dunklen Stimmungen etwa von Miles Davis kühlen Quintett-Aufnahmen, verbunden mit etwas distingiertem Modernismus à la Manfred Eicher. Truffaz und seinem hervorragenden einheimischen Quartett, das er für vier Stücke der Aufnahme um den reizvoll lasziv phrasierenden Saxophonisten Cyrille Bugnon erweitert hat, gelingt mit elf eigenen Stücken das Kunststück einer stimmungsvollen Rückschau ohne Wehmut. Thierry Lang: Thierry Lang: Ebenfalls aus der Schweiz, sieht sich der Pianist, der inzwischen am Konservatorium in Montreux Jazzklavier lehrt, an der Schnittstelle zwischen der klassischen Ausdruckspalette pianistischer Färbungen und der Unmittelbarkeit der Improvisation. Lang kommt dabei seinem Vorbild Bill Evans erstaunlich nahe. Er pflegt, wie Evans, die Kontinuität des Triospiels, die ihn seit rund einem Jahrzehnt mit Heiri Känzig am Kontrabass und dem Drummer Marcel Papaux verbindet. Er sprüht, wie Evans, vor Vitalität, ohne mit ihr zu protzen und folgt ihm in der Vorliebe für Rubati, für die sparsam harmonisierende linke und die melodiebetonte rechte Hand. Geschmackvolle, entspannende, schöne Musik. Doky Brothers: 2: Niels Lan Doky spielt Klavier, sein Bruder Chris Minh Bass. Gemeinsam mischen die beiden Dänen vietnamesischer Herkunft einen unbeschwert heiteren Cocktail aus Pop und Jazz. Sie integrieren Bossa, Fusion, Angerocktes und Angebopptes ebenso in ihre unterhaltsame Mixtur wie zarte Balladen, wie einen Michael Jackson-Hit im neuen Gewand, einige „Je t’aime“-Samples und die illustre Reihe der Gäste von John Scofield über Gino Vannelli bis Toots Thielemans. Die perfekte Einstiegsdroge für qualitätsbewußte Musikgattungskonvertiten. Titel / Bestellnummer Thierry Lang: „Thierry Lang“ Blue Note 856254 2 Doky Brothers: „2“ Blue Note 856458 2 Erik Truffaz: „Out of a dream“ Blue Note 855855 2

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