Johann Sebastian Bach: Sonaten & Partiten BWV 1001–1003. Isabelle Faust,+++ „untitled“ (Werke von Robert Schumann, Jean-Philippe Rameau und Maurice Ravel). Ottavia Maria Maceratini, Klavier.
Johann Sebastian Bach: Sonaten & Partiten BWV 1001–1003. Isabelle Faust, Violine. harmonia mundi. HMC 902124
Beim Hören von Isabelle Fausts Bach-Interpretationen stellt sich ein paradoxer Effekt ein: Sie sind so schlüssig, so plausibel, dass man sie sehr schnell für selbstverständlich hin- und als solche kaum mehr wahrnimmt. Dabei ist es keineswegs so, dass die technisch und intonatorisch geradezu aberwitzig präzise Geigerin keine prägnanten Entscheidungen träfe, etwa in den schattenhaft nachhuschenden Doubles der h-Moll-Partita, den luftigen Akkordbrechungen oder den aus dem Satzgestus organisch herauswachsenden Verzierungen in einigen Abschnittswiederholungen. Und doch wirkt ihr Spiel, als sei das eigentlich gar nicht anders spiel- oder denkbar, sondern einfach purer Bach. Entscheidend für diesen Eindruck ist die „historisch informierte“ Tongebung und Phrasierung, die dem Instrument nicht als Sonderweg abgetrotzt wird, sondern diesem ohne merklichen Aufwand zu entströmen scheint. Atemberaubend.
„untitled“ (Werke von Robert Schumann, Jean-Philippe Rameau und Maurice Ravel). Ottavia Maria Maceratini, Klavier. Aldilà Records (ARCD-002)
Nach ihrer stilistisch weit gefächerten Debüt-CD („One Cut“) beim gleichen Label legt die italienische Pianistin innerhalb kurzer Zeit eine weitere Einspielung vor, die sie als Musikerin mit besonderem Formbewusstsein und außergewöhnlicher Klangsensibilität ausweist. Glanzpunkte des Schumann-Schwerpunkts sind das untergründig glühende Andante der g-Moll-Sonate, der melancholische Finaltaumel des Faschingsschwanks und die Symphonischen Etüden, in deren Innerstes sie mit poetisch verhangenem, doch nie verunklarendem Ton vordringt. Vor dem Fenster singen Rameaus und Ravels Vögel dazu. Wohltuend.