Ernst Krenek: Werke für Geige +++ Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette: Somewhere
Ernst Krenek: Werke für Geige
Christoph Schickedanz, Geige, Holger Spegg, Klavier, und Mathias Beyer-Karlshoj, Cello, Audite 95.666
Ernst Kreneks Schaffen umfasst beinahe das gesamte 20. Jahrhundert, er beschäftigte sich mit fast allen Strömungen dieser Zeit. Seine Tragik: Er musste Europa verlassen, als er gerade en vogue war – und als er zurückkehren wollte, gelang ihm der Anschluss an die Darmstädter Avantgarde nicht mehr. Sein Werk ist gekennzeichnet von einer einmaligen Vielseitigkeit, aber auch von einer ganz individuellen, tiefen Ausdruckskraft. Adorno sprach von einem „wunderlichen Wechsel der Stile bei Krenek“.
Und es gibt auch heute noch Entdeckungen zu machen: etwa die Ersteinspielung von Kreneks Violin-Sonate 1 op. 33 von 1925 durch den Geiger Christoph Schickedanz. Eine vehemente, packende Sonate, hinreißend gespielt von Schickedanz, die Krenek nach eigenen Worten „in einer Art Raserei“ auf dem Höhepunkt seiner Liebesbeziehung zu der australischen Geigerin Alma Moodie komponiert hatte. Hans Pfitzner sagte über das Stück, es sei „als Versuch, ein langes Stück ohne Melodie zu komponieren, sehr interessant“ – aus heutiger Sicht ein Kompliment für Krenek.
Keith Jarrett, Gary Peacock, Jack DeJohnette: Somewhere
ECM 220 276 6370
Auf dem Booklet stehen drei große Namen: Keith Jarrett, Gary Peacock und Jack DeJohnette. Die Gewichtungen haben sich seit 1983, als ihre Einspielungen „Standards Vol. 1 und Vol. 2“ schnell Kultstatus bekamen, allerdings verschoben. Jack DeJohnette und Gary Peacock spielen stärker als damals im Dienste Jarretts, dessen Klangrede im Zentrum steht: Er verknüpft die ausgewählten Standards mit kleinen „Klavierkonzerten“. Warum nicht? Selbst sentimentale Bernstein-Klassiker wie „Somewhere“ oder „Tonight“ klingen hier wieder wie modernste Musik.