Neues aus dem aktuellen Angebot an CDs.
Wolfgang von Schweinitz: Plainsound Glissando Modulation. Helge Slaatto, Violine; Frank Reinecke, Kontrabass. NEOS10812.
Sechs Sätze (Ragas), 70 Minuten Vio-line und Kontrabass! Und dennoch nirgendwo durchhängend. Schweinitz hat seit einigen Jahren seinen Kompositionsstil radikal verändert und widmet sich reinen Stimmungen und Obertonphänomenen. Das ist sein bisheriges Hauptwerk dieser Richtung. Alles scheint klanglich in der Schwebe zu sein. Feinste Mikrointervalle verlangen den Interpreten das Äußerste ab. Und dann löst sich alles in nervig differenziertem, gleichwohl ungemein stimmigem Zusammenklang.
Adriana Hölszky: Tragödia, Der unsichtbare Raum. Musikfabrik, Johannes Debus. Wergo 6797-2.
In diesem Musiktheaterstück, das ganz ohne Handlung und Text auskommt, formulierte Hölszky ihren bisher radikalsten theatralen Ansatz. Der Hörer spürt Bedrohung, er ist umlagert von den auf ihn eindringenden Klängen und merkt, dass sich etwas Schreckliches ereignet haben muss. Das Bühnenbild berichtet davon, das Geschehen aber muss in der Vergangenheit liegen. Die Musik leitet durch diese Gefühlswelt und verunsichert den Hörer auf Schritt und Tritt.
György Ligeti: Sonate. Bernd Alois Zimmermann: Sonate. Helmut Lachenmann: Pression. Michael Gordon: Industry. Steve Reich: Clapping Music. Alvin Lucier: RPM’s. Michael M. Kasper. EMCD-006.
Der Cellist des Ensemble Modern, Michael M. Kasper, entwirft ein Spektrum des neuen Cellospiels von Ligetis Sonate noch aus der ungarischen Zeit über das polarisierende Stück „Pression“ von Lachenmann und landet schließlich im US-amerikanischen Raum. Gewiss will er damit zeigen, was einen jungen Cellisten an Bandbreite bei einer EM-Akademie erwartet. Aber er gibt auch ganz eigene Sichtweisen. „Pression“ etwa ist fast mild und thematisch strukturiert interpretiert.
Gerd Kühr: Movimenti für Violine und Orchester. Gerald Resch: Schlieren für Violine und Orchester. Otto M. Zykan: Da drunten im Tale. Konzert für Violine und Orchester. Patricia Kopatchinskaja, Violine. RSO Wien, Stefan Ashbury, Johannes Kalitzke, Bertrand de Billy. Col legno WWE 1CD 20279.
Ansprechende und sehr schön gespielte Violinkonzerte von österreichischen Komponisten dreier Generationen. Abseits von avancierten Techniken entstehen in sich stimmige Werke. Sensationelles freilich hört man aus keinem Stück heraus, eher abendglanzähnliche Sehnucht nach Gesang.