Fanny Hensel: Das Jahr; Abschied von Rom. Markus Wenz, Klavier. Salto Records SAL 7016
Nun hat der Kasseler Furore Verlag das Paket komplett gemacht: Nach der Veröffentlichung einer zuverlässigen Notenausgabe (fue 1380) und dem herrlichen, leider etwas dürftig kommentierten Faksimile der illustrierten Reinschrift (fue 8920) ist zum 250. Geburtstag der Komponistin im vergangenen Jahr eine Einspielung von Fanny Hensels Klavierzyklus „Das Jahr“ im verlagseigenen Label Salto Records erschienen. Markus Wenz erweist sich dabei als zuverlässiger, inspirierter Sachwalter einer nicht gleichmäßig erstrangigen, immer aber reizvollen und interessanten Komposition. Der Zyklus von „12 Charakterstücken“ – so der Untertitel – durchmisst den Jahreskreis in wechselnden Stimmungsbildern, Liedern ohne Worte, die das in der Reinschrift jedem Monat vorangestellte Motto zum Klingen bringen. Fanny Hensel ist keine überschwängliche Ausdrucksmusikerin, eher eine feinsinnige Illustratorin romantischer Befindlichkeiten.
Wenz trifft den freien Fantasiecharakter des Januar ebenso wie die „Teufels-, Narren- und Totentänze“ des sich anschließenden und ein Januar-Motiv fortspinnenden Presto-Scherzos. Schön auch die Emphase der Choralbearbeitungen im März („Christ ist erstanden“), im Dezember („Vom Himmel hoch“) und im Nachspiel, das neben dem Choral „Das alte Jahr vergangen ist“ auch den Eröffnungschor der Matthäuspassion zitiert, eine Hommage an den Bruder und Bach-Entdecker Felix Mendelssohn. Den im Vergleich etwa zu Liszt’schem Klangzauber eher monochromen Klaviersatz kann freilich auch Markus Wenz nicht in einen Regenbogen verwandeln, ebenso wenig vermag er den schwächeren Monaten (Mai, Juni, August, September) ein mehr als museales Leben einzuhauchen. Dennoch eine willkommene, um einen Alternativ-Juni und einen „Abschied aus Rom“ ergänzte Einspielung.