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Wie stets ist EELS ein Manifest der Schlichtheit, der Übersicht und der ungefilterten Reduktion.

Wie stets ist EELS ein Manifest der Schlichtheit, der Übersicht und der ungefilterten Reduktion. 

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Ende nie oder für immer

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Neuerscheinungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
Vorspann / Teaser

Guns’n’Roses-Gitarrist Slash ist schon viele Jahre solo unterwegs. +++ Jon Bon Jovi ist also wieder zurück. Oder immer noch da +++ Wanda aus Wien legen das gefühlt zehnte Album in fünf Jahren vor. +++ Je nach Zählung handelt es sich bei „EELS TIME!“ um das 15. Album der Band EELS +++ Was präsentieren uns Goat Girl aus London denn bitte da für ein wunderbares Album namens „Below the Waste“ aus den Untiefen der alternativen Musik.

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Guns’n’Roses-Gitarrist Slash ist schon viele Jahre solo unterwegs. Allerdings war er das noch nie im Blues. „Orgy of the Damned“ ist sein erster Ausflug dorthin. Und es ist ein fast grandioser. Zwölf wohl ausgesuchte Bluesklassiker bilden das Fundament, die Gästeliste mit Chris Robinson (The Black Crowes), Brian Johnson  (AC/DC), Billy F. Gibbons (ZZ Top), Chris Stapleton, Beth Hart, Iggy Pop, Paul Rodgers, Gary Clark Jr. oder Tash Neal trägt natürlich nicht unmaßgeblich zum Erfolg bei. Erwähnenswert sind sicher die Songs „The Pusher“ (Steppenwolf), Charlie Segars „Key to the Highway“ oder Stevie Wonders „Living for the City“. Dass Slash mit Soli und zurückhaltender Bluesgitarre brilliert sei nur nebenbei erwähnt. Ein angenehmes, nicht zu lautes, aber sehr gefühliges Album. (Sony Music) 

Jon Bon Jovi ist also wieder zurück. Oder immer noch da. Nach massiven Stimmbandproblemen geht es doch weiter. Wahrscheinlich für immer. Bon Jovi überraschen mit ihrem Album „Forever“. Weniger musikalisch, mehr als Lebenszeichen. Es hat sich wenig verändert seit dem letzten guten Album der Band (Keep the Faith). Man kratzt mit jedem Song am Ruhm vergangener Tage, stellt Kommerz oder Bombast („We made it look easy“) über die alte Haudrauf-Attitüde und fischt somit unbeholfen in der Belanglosigkeit des einst verpönten Adult Oriented Rock. Bei „Living Proof“ greift Bon Jovi dann noch zum letzten Strohhalm, der Talkbox aus dem Megahit „Livin’ on a Prayer“ (1986), die exhumiert wird, aber verödet. Und irgendwie hat man das Gefühl, auf jedem Song läge ein bestimmter Effekt, der Jon Bon Jovis Stimme unterstützen oder verfremden soll, um zu kaschieren, dass es vielleicht doch nicht mehr so ganz reicht. Die Tonlagen der Songs deuten ein wenig darauf hin. Egal. Für Fans ein must-have, für Kinder der Achtziger ein Grund, die Alben „New Jersey“ und „Slippery when wet“ noch einmal zu reaktivieren. Das waren noch Zeiten. (Island Records) 

Wanda aus Wien legen das gefühlt zehnte Album in fünf Jahren vor. „Ende nie“ ist dann wohl das, was man ein mündiges, erwachsenes Album nennt. Nach Jahren des exponentiellen Exzesses fährt „Ende nie“ die Band auf null. Zurück auf Anfang. Nach bitteren Todesfällen und geschrumpft zum Trio klingen Wanda zwar immer noch bitter-traurig-süß, scheinen aber nun im endlichen Leben eingetroffen zu sein. Schon die erste Nummer „Bei niemand anders“ rührt vielleicht zu Tränen, wühlt tief in den Seelen der Band und der Hörer. „Therapie“, „Keine Angst“ und „Ich hör dir zu“ führen diese Stimmung fort, man hört den Tränen-Kampf der Band mit jeder Note. Man hätte das vor ein paar Jahren nicht gerne gesagt, aber diese unjugendliche Reife steht ihnen gut. Selbstverständlich muss man nicht gänzlich auf Marco Michael Wandas versteckten Sarkasmus oder seinen gar nicht so heimlichen Zynismus verzichten. Doch insgesamt hat man sich verändert. Verändern müssen. (Polydor) 

Je nach Zählung handelt es sich bei „EELS TIME!“ um das 15. Album der Band EELS, die aber ja hauptsächlich aus Sänger, Songschreiber und Frontmann Mark Oliver Everett (auch „E“ genannt) besteht und je nach Situation zur Band mit unterschiedlichen Musikern umfunktioniert wird. Wie stets ist EELS ein Manifest der Schlichtheit, der Übersicht und der ungefilterten Reduktion. Mehr muss nicht. Es reichen Gitarre, Bass und Gesang. Schlagzeug muss auch mal nicht sein. Dazu umgarnen Mark Oliver Everett scheinbar stets und seit vielen Jahren nur die reizendsten und behaglichsten Melodien, die gerne auch das Herz brechen. Das bleibt weiterhin sehr schön. (PIAS) 

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Wie stets ist EELS ein Manifest der Schlichtheit, der Übersicht und der ungefilterten Reduktion.

Wie stets ist EELS ein Manifest der Schlichtheit, der Übersicht und der ungefilterten Reduktion. 

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Was präsentieren uns Goat Girl aus London denn bitte da für ein wunderbares Album namens „Below the Waste“ aus den Untiefen der alternativen Musik. Muss man erstmal Luft holen, nachdem der erste Track „ride around“ durch ist. Ein angsteinflößendes Riff unterbricht den heimtückischen süßlichen Gesang, während man in elegischen Songfantasien schwelgt. Tief in die Hölle des alternativen Rocks reißen uns die Londonerinnen mit. „words fell out“ verleitet fast zum hemmungslosen Heulen, „tcnc“ verursacht komplette Orientierungslosigkeit und „tonight“ stiftet zum ungebremsten Alkoholgenuss an. Wer die Zeit hat, sich ein Album wieder richtig zu erarbeiten, bitteschön! (Rough Trade) 

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