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Jasmin Tabatabai auf ihrem Album „Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist?“
Jasmin Tabatabai auf ihrem Album „Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist?“
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Flennen und Flüchten

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Neuveröffentlichungen der Popindustrie, vorgestellt von Sven Ferchow
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Aktuelles aus den Federn von Dirk Darmstaedter, Johannes Kirchberg, Feline & Strange, Hein Cooper, Jasmin Tabatabai und David Stewart Ingleton.

„Beautiful Criminals“ von Dirk Darmstaedter, dem der Stempel des ehemaligen Jeremy Days Sängers zwar anhaftet, was aber seiner Solokarriere nie geschadet hat,  spielt auf seinem neuen Album elegant, getragen und aufgeräumt. Das ist Popmusik der anspruchsvollen Sorte, nicht der Einheitssuppe. Deswegen kommt man gar nicht auf die Idee, ihm Plattheit oder Abgedroschenheit zu unterstellen. Dass dieses Album plätschert, ist ausnahmsweise keine Diffamierung, sondern ein Kompliment. Klarer Autofahrersoundtrack für ausklingende Frühlings-, aber auch Sommertage. (Beg, Steal & Borrow)

Johannes Kirchberg nennt man gerne und zu Recht einen Alleskönner. Hier auf „Wie früher. Nur besser.“ beweist er sein Talent, Lieder zu schreiben. Ja, Lieder. Dazu reichen ihm grundsätzlich ein Klavier, schöne Melodien, ein distanzierter Blick aufs Leben und genug Mut, diese Lebensthemen auch alle anzusprechen und musikalisch zu unterstützen. Man könnte nun wieder Vergleiche ziehen. Klingt wie soundso oder XY. Muss man nicht. „Wie früher. Nur besser.“ ist eine gute Gelegenheit, sich wieder mal auf Musik, auf Lieder einzulassen. Und ob man nun Popmusik dazu sagt oder Chanson geleitete Lieder mit populären Charakteristiken. Wen bitte interessiert das? Mal die Seele baumeln und Johannes Kirchberg reden lassen. Hilft. (dermenschistgut Musik)

Die schnöden Daten, die Feline & Strange sowie ihr Album „Truths“ begleiten, seien hier mal genannt. Genre: Dark Electro Soul Cabarét. Laufzeit: 41.46 Minuten. Fazit: schwierig. Feline & Strange gehen dem Genre gemäß und unter Mithilfe des amerikanischen Produzenten Jason Rubal (u.a. Amanda Palmer) einen extrem künstlerischen Weg. Sehr oft ist das packend und eindringlich (Time, The City), sehr häufig aber auch den Geduldsfaden strapazierend. Wenn man die knödelnde Stimme dann lieber irgendwo anders hören möchte oder die Songs dann zu pompös und bombastisch geraten sind. Klar. Gekleckert hat hier niemand. Und das ist eben schon gehobene Kost, die sicher Anhänger hat und finden wird. Dem gemeinen Musikhörer dürfte es allerdings einen Hauch zu ästhetisch sein. (RAR)

Gute Frage, die Jasmin Tabatabai auf ihrem Album „Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist?“ stellt. Auch wenn sie freilich einst Georg Kreisler schon beantwortete („… man sagt nichts“). Jasmin Tabatabai hat nach ihrem tollen Jazzalbum „Eine Frau“ gar nicht erst versucht, diesen wieder loszuwerden. Wieder geht sie unverkrampft, locker, gelöst an Songs wie „Aller guten Dinge sind drei“ (Reinhard Mey), „Anna Luise“ (Kurt Tucholsky) oder eben den Titelsong „Was sagt man zu den Menschen wenn man traurig ist“ (Georg Kreisler) heran. Was soll man da lobhudeln, feiern und anpreisen. Klassealbum. Klassesängerin. Klassejazz. (JADAVI)

David Stewart Ingleton lebt in Berlin. Ist aber australischer Songwriter. „Mary Bell On Cipralex“ ist ein Folkalbum, das keine Tiefen auslässt. David Stewart Ingleton versteift sich ein klein wenig auf Americana-Sound, macht aber gar nichts. Der Junge leidet. Der Junge flennt. Der Junge ist am Boden. Und darum funktioniert jeder Song auf „Mary Bell On Cipralex“, obwohl David Stewart Ingleton kein Klischee auslässt. Große Gefühle, profunder Herzschmerz und Sehnsucht kleistern ein begeisterndes Album an die heimische Wand. Und irgendwie hält er uns trotz aller Schmach, Verlorenheit und Trauer ein kleines Hintertürchen offen. Wunderbar. (Timezone)

Oh Mann, was tut uns Hein Cooper mit seinem Album „The Art of Escape“ denn da bitte an? G-R-A-N-D-I-O-S. Der Australier sieht nicht nur blendend aus, er ist noch dazu ein ziemlich cooler, begnadeter und aufreizender Songwriter. Songs, die anfixen, die Soundtrack sind, die Kopfkino können, die aufrütteln wollen, die gnadenlos romantisch sind, die unerhört rockig sind ohne irgendwelche Gitarren zu missbrauchen. Hein Cooper kratzt mit seiner Stimme ständig am Herzen der Hörer. Lässt sie oder ihn nicht weg. Distanz ist ihm fremd. Was für ein Glück. Nie wollte man heillos überforderter sein Leben analysieren als in Begleitung dieser Platte namens „The Art of Escape“. Dass man nach einer kurzen Bestandsaufnahme dennoch bleibt, nicht flüchtet, ist Hein Cooper zu verdanken. Ein Grund zu bleiben. (Indica Records)

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