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Neuveröffentlichungen der Popbranche in den Sommermonaten
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Neuaufnahmen von Jan Sievers, Marti, Dweezil Zappa, Claudia Koreck, GOMD, Eyesight, Oliver Tabeling, Andy Scherrer

Jan Sievers. Sänger mit deutschen Texten. Nicht allzu neu, dieses Konzept. „Abgeliebt“ ist ein Album, das braucht. Zeit, Geduld und Zuwendung. Jan Sievers schlittert nicht in gar gedampfte Popklischees, sondern sucht den unbequemen Weg zum Zuhörer. Das mag sperrig sein, oft sogar schwülstig. Aber doch stringent und derart, dass man ihm die Traurigkeit (besser: Realitiät) zwischen all den Pianotasten, Streicherkonglomeraten und Hammond Orgeln abnimmt. Ein Album, das den Grillabend freilich versaut, aber für die leisen Momente des Lebens einen legitimen Verwendungszweck findet. Hörhinweis: „Der wartende Mann“, „Was ist dann Liebe?“ (www.myspace.com/jansievers)

Da darf man zunächst skeptisch sein: Andrea Bruschi, Sänger der italienischen Band Marti, soll gemäß Info daherkommen wie David Bowie, Nick Cave oder die Tindersticks. Laut gebrüllt. Aber: gut charakterisiert. Marti kreisen auf „Better Mistakes“ tatsächlich um genannte Protagonisten. Sind aber keine Nachahmer. Andrea Bruschis Stimme schwelgt in Verlorenheit und Präsenz, außenrum tanzen Fender Rhodes, Wurlitzer, Gitarren, Bässe und Schlagzeug einen edlen Totentanz, so dass die Songs in steilste Tiefen ziehen und nach grandioseren Unergründlichkeiten schluchzen. Außerordentlich traurig, dieses Album. Hörhinweis: „The Price we pay“, „Per Pochi Attimi“ (www.myspace.com/martimusic)

Über Dweezil Zappa muss man eher wenig Worte verlieren. Nur zur Überblicksinfo: Irgendwann kam Dweezil auf die Idee, die Songs seines Vaters nicht neu, aber anders einzukleiden. Das nannte sich „Zappa plays Zappa“. Die Livefrüchte dieses Projekts sind nun auf der Doppel-CD „Return of the son of …“ festgehalten. Inklusive einiger extravaganter Soli, die trotz minutenlanger Dauer keinerlei Desinteresse befürchten lassen. Ein berechtigtes Livealbum. Hörhinweis: alles. (www.myspace.com/dweezilzappa)

Dass Dialektmusik aus Bayern erfolgreich sein kann, hat Claudia Koreck mit zwei Alben bewiesen. Nun gibt es eine aufgemotzte Neuauflage des zweiten Albums „Barfuaß um die Welt“. Warum, weiß man nicht. Aber immerhin liegt eine Live-DVD bei und das Album wurde um zwei Zwiegesänge gestreckt. Zum einen singt Claudia Koreck mit Donovan Frankenreiter „Beautiful“, zum anderen mit Ania Jools „Chocolat“. Beide Songs stören nicht weiter, sind gute Handarbeit, aber warum eine Neuauflage (Phonodeutsch: Second Edition) und warum mit DVD? Hörhinweis: „Beautiful“, „Chocolat“ (www.claudia-koreck.de)
Riesenlob gleich vorab für die heimische Band GOMD aus Bremen. „Middle of the end“ ist leider nur eine sehr hervorragende EP, die bereits jetzt nach mehr schreit. Also Album. Was ist so besonders und hervorzuheben? Gewiss Sängerin Dorit Jakobs. Sie befördert uns sicher durch die alternativen Gefilde der fünf EP-Songs. Sie presst die Songs zu einer Einheit, lässt Raum für Gedanken und kommt nie auf die Idee, gegen den Indiesound der anderen vier Bandmitglieder aufzubegehren. Das Minialbum läuft rund. Keine Amplituden, sondern gleichmäßig interessante Ergriffenheit in unprätentiösem Songwriting. Exquisit, ihr Nordlichter. Hörhinweis: „All your things“, „Out“ (www.myspace.com/gomdrock)

Eyesight sind aus dem Saarland. Und machen Punkrock. Eigentlich eine schlimme Kombination. Doch: Hier klappt das. Punkrock mit Spaß. Der aber nie albern wirkt und textlich ein paar gut versteckte Spitzen aufzubieten hat. Schon irgendwie Studentenmucke, aber was soll’s. Die Songs rollen. Hörhinweis: „Die Melodie“, „Wofür“ (www.myspace.com/eyesight)

Anspruchsvoll, doch elegant gehen es der Schweizer Pianist Oliver Tabeling und der Tenorsaxophonist Andy Scherrer an. Wenn man so will, haben sie Dialoge, Gespräche oder teils Debatten zwischen Piano und Saxophon im und auf „Hippocampus Valley“ musikalisch aufgezeichnet. Große Klangwelten mit breiten Denkwelten. Macht Spaß. Hörhinweis: alles (www.foxtonesmusic.de)

Diskografie

  • Jan Sievers – Abgeliebt (21.5.2010, Warner)
  • Marti – Better Mistakes (11.6.2010, F.O.D.)
  • Dweezil Zappa – Return of the son of… (9.7.2010, Ear Music)
  • Claudia Koreck – Barfuaß um die Welt (11.6.2010, Sony)
  • GOMD – Middle of the end (11.6.2010, Spacebee Records)
  • Eyesight – Wir bleiben (21.5.2010, Antstreet Records)
  • Oliver Tabeling/Andy Scherrer – Hippocampus Valley (18.6.2010, Foxtones Music)

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