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Othmar Schoeck: Das Schloß Dürande op.53
Othmar Schoeck: Das Schloß Dürande op.53
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Physisches für das Sammlerherz

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Tonträger-Bilanz 2019 von Peter P. Pachl
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Der persönliche Jahresrückblick der nmz-Phonokritiker. Kuriose Kostbarkeiten.

Immer wieder sprach Richard Wagner voller Begeisterung über seinen jüdischen Kollegen Fromental Halévy und insbesondere über dessen hoch geschätzte Oper „La Reine de Chypre“ – nicht nur weil er daraus besonders viele und besonders klangvolle Arrangements für Maurice Schlesinger geschaffen hatte. Diese Bearbeitungen wurden zwar vereinzelt eingespielt, aber vom Original gab es bisher keine Aufnahme. Eine neue Großtat, auch editorisch, ist das CD-Buch mit der künstlerisch bestrickenden Gesamtaufnahme in der Edition Bru Zane unter Hervé Niquet.

Weiter im Bereich Oper hervorzuheben ist die erste komplette Gesamtaufnahme der vordem nur in Ausschnitten aus der deutschen Uraufführung (Berlin 1943 unter Robert Heger) tradierten vieraktigen Eichendorff-Oper „Das Schloss Dürande“ von Othmar Schoeck: eine spannende Gesamteinspielung von Mario Venzago mit dem Ensemble des Stadttheaters Bern. (Claves) Offenbar braucht es häufig zeitlichen Abstand, um die Einzigartigkeit herausragender Kompositionen zu erkennen, so etwa für den zweiten Teil der „Edda“ von Jón Leifs, der im Vorjahr erstmals erklang und nun mit dem Iceland Symphony Orchestra mit Hermann Bäumer auf CD zu erleben ist. (BIS) Anton Urspruchs Klavierkonzert, im Vorjahr in dieser Rubrik prämiert, erlebte eine spannende Zweiteinspielung durch Emmanuel Despax mit dem BBC Scottish Symphony Orchestra unter Eugene Tsigane. (Hyperion)

Britische Labels sind ebenfalls führend für vordem nicht auf Tonträgern zugängliche Kompositionen – etwa von Walter Braunfels, wie dessen „Tag- und Nachtstücke“ mit dem Pianisten Markus Becker und dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Constantin Trinks auf Hyperion oder die „Hebridentänze op. 70“ mit dem BBC Orches­tra unter Johannes Wildner auf Dutton. Großartige Ersteinspielungen aber auch auf Naxos, etwa Mieczyslaw Weinbergs Flötenkonzerte mit Claudia Stein und der Stettiner Philharmonie unter David Robert Coleman.

Im geistlichen Konzert gebührt der Preis einer unerhört frischen und gelös­ten Interpretation von Gioachino Rossinis Stabat mater unter Filippo Arlia mit dem Orchestra Filarmonica della Calabria. (Amadeus) Bei den Tastenins­trumenten fällt der Blick auf den ungewöhnlichen Pianisten Jonathan Powell, der nach dem Œuvre von Egon Kornauth nun auch das Gesamtwerk von Georgiy Conus zum Erlebnis macht. (Toccata) Im Bereich Lied imponiert die Sopranistin Eva Resch mit dem Bogenschlag von Urspruch über Schönberg und Webern zu Schreker, am Klavier begleitet von Eric Schneider. („Eden“ auf Genuin) Kunstvoll, mit einfachen Mitteln eine neue Romantik evoziert Judith Weir in den „Nuits d’Acrique“ auf „Airs from another Planet“. (Delphian)

Spät scheinen Dirigentinnen auf dem CD-Vormarsch: von Barock – Karla Schröder und das Concert Royal Köln mit Christoph Försters Kantate „Jauchzt, ihr frohen Christenscharen“ (Musicaphon) – bis hin zu früher Moderne – Candida Thompson mit Anton Arenskys Kammersymphonie op. 36. (Chanell Classics) Zeitgenössischer Chiasmus von E und U gelingt Peter M. Gotthardt mit den Liedern für Filme im Rahmen seiner Filmmusik-Edition auf Amicord.

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