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Senior Maestri

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Einst ganz vorne an der Zeitfront dabei, Stilaussichten abzustecken, kommen nach längerer Periode gedrosselten Elans einige Akteure wieder aus dem diskographischen Hintergrund hevor. Als mittlerweile „Senior Maestri“ haben sie in neuen Konstellationen Jazzsubstanzen von damals aktuelle Perspektiven gegeben.

Der schwedische Pianist Tommy Crona (*1952), dessen Idol vor allem Chick Corea war und ist, nimmt Modern Jazz aus historischem Abstand in eingehenden „Reflections“ noch einmal unter die Lupe und erkennt sich mit Bassist Hans Backenroth und Schlagzeuger Jesper Kviberg im munteren Walzer-Metrum von „Mirror Mirror“ wieder. Auch in den verwachsenen „Pannonica“-Harmonien von Thelonious Monk und dem harten „Voyage“-Drive von Kenny Barron sind Kraft und Neugier fühlbar. (Opus 3)

Vom Elektro-Jazzrock- und später Afro-Groove-Winkel hat Jasper Van’t Hof (*1947) sich jetzt mit Tenorsaxophonist Paul Heller „Conversations“ zugewandt. Nun am akustischen Klavier dreht er sich à-la-Ballett-Menuett im „Pas De Deux“, wobei Bassist Martin Gjakowski und Schlagzeuger Bodek Janke den Sax-Part Crescendo zu ekstatischen Exklamationen treiben. Dann mischen sich gedämpft („Mute“) Rock-Melodik und Hardbop-Rhythmik in retardierenden Nancarrow-Piano-Zahnradmustern, seltsame Psycho-Kicks, die sich im Duo-Titelsong  empathisch entspannen. (Jazzline)

Ebenso enstpannt ist der Puls bei „Heart Is A Melody“, wozu sich Karl Berger (*1935), Pionier des Free Jazz, nun bekennt. Die hinkende Ostinato-Figur des Songs von Pharoah Sanders besteht in der Begleitung von Bassist Jay Anderson und Schlagzeuger Matt Wilson für Duo-Improvisationen mit Karl Berger am Vibraphon und Kirk Knuffke am Kornett. Dezente Fender-Rhodes-Sounds gesellen sich in „Ganesh“ zum hymnischen Brass-Motiv, von Don Cherry entlehnt. In solchen klangästhetischen Verflechtungen sind frühere Turbulenzen nun sublimiert. (Stunt)

Soweit hat sich das Yamabiko Quintet auf „Bow“ nicht von juvenilem Ungestüm distanziert. Doch es bleibt ein retrospektiver „Bogen“, der ohne Harmonie-Instrument polyphon gebeugt wird: freirhythmisch bereiten Bassist Christian Ramond und Schlagzeuger Klaus Kugel das Gerüst für eine Art Choral-Thema, das Michel Pilz (* 1945) an der Bass-Klarinette, Trompeter Reiner Winterschalden und Alto-Saxist Frank Paul Schubert vorstellen. Dann flippen Ton-Moleküle hin und her, verdichten sich im Titelsong zu einem Bebop-Kanon, der mäandernd modifiziert wird. (Nemu)

Interplay-Freiheit hat hier ihre Leitplanken und Wegmarkierungen – die Elvin Jones (1927–2004) bei seinem „Revival – Live At Pookie’s Pub, New York 1967“ selbstverständlich bewusst waren. Allerdings ließ er in seinen treibenden Beats zu „Keiko’s Birthday March“ Tenorsaxophonist Joe Farrell genügend Freiraum für ausgedehnte Exkursionen. Der Boss selbst hatte auch so Gelegenheit für eine dramaturgisch effektive Einzel-Präsentation. Nur das Klavier (Billy Green & Larry Young) ist leider im tontechnischen Abseits, während sich Bassist Wilbur Little durch sonore Linien profiliert. Auch wenn manche Solo-Passagen überdehnt sind, hat diese Band enorme Spielenergie und rhythmische Varianz. Entscheidend ist daher nicht das Geburtsjahr der genannten Musiker, sondern ihr ungebrochener Enthusiasmus und ihr kreativer Antrieb. (Blue Note, 2-CD-Set)

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