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Songwritermonate

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Veröffentlichungen der Popindustrie zwischen April und Juni
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Alex Hepburn – Together alone (Warner, 31.05.2013) +++ Lasse Matthiessen – Carry me down (Solaris Empire, 24.05.2013) +++ Michael Bublé – To be loved (Warner, 12.04.2013) +++ Randi Tytingvag – Lights out (Songways/Ozella Music, 17.05.2013) +++ Lia Pale – Gone too far (Universal, 14.06.2013) +++ The Staves – Dead & Born & Grown (Warner, 19.04.2013)

Meeresbiologin wollte sie werden, Alex Hepburn aus London. Soulsängerin ist sie jetzt. Eine erbarmungslos coole noch dazu. „Together alone“, ihr Debütalbum, verursacht wacklige Knie. Einmal, wenn Alex Hepburn knorrige Balladen anstimmt, dann aber auch, wenn es laut und ungestüm wird. So zwischen Rock und Pop (Get Heavy). Eine Gratwanderung stellt das kaum dar, denn mit ihrer Stimme kann sie sich das schlicht erlauben. Ein reifes, gekonntes, frisches und unwiderlegbares Album. Hörhinweis: Get Heavy, Miss Misery, Two Point Four.

Lasse Matthiessen überrascht mit seinem zweitem Album „Carry me down“ kaum mehr. Nach seinem Debüt „Dead Man Waltz“ durfte man das bitteschön erwarten. Er ist und bleibt einer der minimalistischsten Songwriter. Kommt mit wenig aus. Gitarre hier, Harfe da, ab und an ein wohl überlegter zweiter Gesang. Reicht ja auch. Klar. Abtanzen funktioniert damit eher schlecht. Aber abschalten. Und zwar hervorragend. Hörhinweis: Oh, Ulysses, Travelling Song.

Viel braucht man zum kanadischen Superstar Michael Bublé nicht sagen. Daher eine trockene Albumvorstellung. „To be loved“ wurde von Bob Rock (Metallica, Bon Jovi) produziert. Inhaltlich setzt es sich mit so genannten Entstaubungen, also Neuinterpretationen verschiedener Klassiker auseinander. Dazu gibt es vier Songs, an denen Bublé mitwirkte, so zum Beispiel im Teamwork mit Bryan Adams. Plus: ein paar Coverversionen wie Dean Martins „Nevertheless (I’m In Love With You)“ oder dem „King“- Klassiker „Have I Told You Lately“. Das alles ist perfekt. Hörhinweis: alles.

Die norwegische Sängerin, Songschreiberin, ja Künstlerin Randi Tytingvag muss man nicht mehr vorstellen. Ihr charmanter Mix aus Pop, Chanson, Jazz, Folk und Verrücktheit hat sich längst einen Namen erobert. Europaweit. Es gilt nun, sich die neue Platte, „Lights out“, eine EP, genauer anzuhören. Neues, Altes? Beides. Randi Tytingvag gräbt in ihren neuen Songs in ungeahnten Tiefen. Oft mitreißend und zu Recht ausweglos. Auslöser war beziehungsweise ist ein persönlicher Schicksalsschlag, den Randi Tytingvag hinnehmen musste. „Lights out“ fungiert als Verarbeitungs-Tool. Randi Tytingvag schafft den Spagat, ihr Los pathosfrei, aber emotional bindend darzulegen und gleichzeitig ihrer Art treu zu bleiben. Von allem etwas. Und nie zu viel. Das bleibt die wahre Größe ihrer Alben. Auch wenn „Lights out“ nur ein kleines Album mit fünf Songs ist. Hörhinweis: alles.

Die Österreicherin Lia Pale adaptiert auf ihrem Album „Gone too far“ Schuberts Winterreisen. Das ist dem gemeinen Pop- und Rockrezensenten freilich zuviel. Von daher gilt es festzuhalten: Lia Pale führt geräumigen Jazz vor. Ausdrucksvoll ihre stimmliche Farbpalette. Herausragend die Begleitmusiker. Und bleibend der Flair des Albums. Duftig, locker, charmant. Preise durfte sie dafür ebenfalls schon entgegennehmen. „Gone too far“ steht letztendlich als Jazzalbum dar, das in diesem Jahr schwer zu schlagen sein wird. Schubert hin oder her. Hörhinweis: alles.

Die englischen Schwestern Emily, Jessica und Camilla Stave-Taylor nennen sich etwas angestrengt The Staves. Umso lebendiger ihre musikalische Haltung auf „Dead & Born & Grown“. Im Groben handelt es sich um Folk. Getragen vom Dreigesang der Schwestern. Oft nur flankiert von Gitarren oder einer fein untermauernden Orgel. Als Gesamtpaket ergibt das fast ein lyrisches Werk, dem aber sämtlicher hochnäsiger Anspruch entzogen wurde. Großartig, wie die Schwestern den Songs Wendungen verleihen, neue Richtungen diktieren und so gar nicht erst in den Verdacht kommen, ein Album vorzustellen, das man als „sophisticated“ einordnen könnte. „Dead & Born & Grown“ wird nicht wirklich jedermanns Sache sein. Es könnte aber dazu kommen. Hörhinweis: Pay us no mind, Mexico, Winter trees.

Diskografie

  • Alex Hepburn – Together alone (Warner, 31.05.2013)
  • Lasse Matthiessen – Carry me down (Solaris Empire, 24.05.2013)
  • Michael Bublé – To be loved (Warner, 12.04.2013)
  • Randi Tytingvag – Lights out (Songways/Ozella Music, 17.05.2013)
  • Lia Pale – Gone too far (Universal, 14.06.2013)
  • The Staves – Dead & Born & Grown (Warner, 19.04.2013)
     

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