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Stampfer, Striker und Stars

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Prominente Künstler erklären in einem klingenden Lexikon die klassische Musik
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Auf drei CDs erklärt der Klassik-Radio-Moderator Holger Wemhoff 99 Begriffe der klassischen Musik. Die erste CD stellt vokale Gattungen sowie in ihnen gebräuchliche Fachtermini vor. Die zweite CD beschäftigt sich mit Instrumentenkunde und den verschiedenen Formen des Zusammenspiels von Instrumenten und auf der dritten CD werden musikgeschichtliche Epochen vom Mittelalter bis zur Gegenwart, vom gregorianischen Choral bis zu atonalen und seriellen Kompositionen erläutert.

Die Besonderheit dieses klingenden Lexikons liegt darin, dass über ein Dutzend berühmter Persönlichkeiten aus der Klassik-Szene, als Beispiele seien Anne-Sophie Mutter, Hélène Grimaud, Lang Lang, Harald Schmidt und Anna Netrebko genannt, versuchen, dem Hörer musikalische Begriffe zu erläutern. Das Lexikon erhält so eine persönliche Note, Anekdoten, individuelle Interpretationen, Vorlieben, Schwärmereien und eine sehr bildhafte Sprache durchbrechen die Struktur eines reinen Nachschlagewerkes. So erklärt der Dirigent Christian Thielemann nicht nur die Funktion eines Taktstockes sondern erwähnt das Schicksal des französischen Dirigenten Jean-Baptiste Lully: „Früher hat man den Takt wirklich geschlagen, gestampft mit so einem Stampfer. Lully hat sich damit in den Fuß gepiekt und starb an einer Blutvergiftung. Ich glaube, aus diesem Taktmarkieren ist dann der Taktstock entstanden. In der Oper ist er sehr praktisch, zum Beispiel in Bayreuth sitzen die Musiker sehr weit weg und da fungiert er wie ein verlängerter Arm.“

Der Pianist Lang Lang greift in der Erklärung des Konzertes zu einem sportlichen Vergleich: „Du (als Solist) bist der Striker in einem Football Team. Und du hast einen Dirigenten, der den Ball kontrolliert und zu dir weitergibt oder wirft. Und dann gehören dem Soloinstrument viele der großen Momente! Aber manchmal ist auch das Orchester dran, die Stimmung zu verändern oder das Stück zu führen. Also gibt’s bei einem Konzert drei Ebenen: Solist, Dirigent und das Orchester müssen sich gegenseitig respektieren und wie ein Team zusammenarbeiten.“ Wer nun Näheres über den Dirigenten, den „Maestro“ wissen möchte, kann sich getrost an den lettischen Dirigenten Mariss Jansons wenden: „Er leitet das Orchester im musikalischen Prozess, so dass die Wünsche des Komponisten erfüllt werden (…). Die endgültige Aufführung zeigt das Resultat der Vorbereitungen und da wird mit großem künstlerischen Ausdruck musiziert!“

Albrecht Mayer, einer der bekanntesten deutschen Oboisten, beschreibt fast euphorisch die emotionale Ausdrucksfähigkeit seines Instrumentes: „Das ist ja ein sehr anstrengendes Instrument, das kann man vom Blasdruck her nur vergleichen mit der Trompete oder einem Horn. Dadurch wird’s sehr physisch, ist also eine sehr körperliche Angelegenheit. Und alles, was sehr körperlich ist, wo ich also meine ganze Kraft aufwenden muss, wird natürlich als Emotion absolut eins zu eins rauskommen. Und gerade das gefällt mir unglaublich, die Emotionen. Wenn man zum Beispiel an die Filmmusik unserer Tage denkt, die ganze Filmmusik, die aus Hollywood kommt: Immer, wenn es um Emotionen geht, um Trauer, Leid, Sehnsucht, Liebe, ist die Oboe dran. Die Oboe ist der Sprecher der Gefühle.“ Eine weitere Stärke des Lexikons liegt darin, dass durch zahlreiche Musikbeispiele der direkte Bezug zur Praxis hergestellt wird. So kann der Hörer anhand einer Aufnahme vom Klavierkonzert Nr. 1 von Peter Tschaikowsky nachvollziehen, wie Lang Lang sich als „Striker“ im „Team“ des Chicago Symphony Orchestra unter Daniel Barenboim schlägt oder wie Albrecht Mayer die emotionale Ausdrucksfähigkeit der Oboe im Allegro aperto und Andante ma non troppo des Oboenkonzerts von Wolfgang Amadeus Mozart, KV 314, eindrucksvoll unter Beweis stellt. Die ausgewählten Stücke skizzieren nicht nur ein breites Spektrum der Musikgeschichte, die Oper wird musikalisch beispielsweise anhand von Kompositionen Claudio Monteverdis, Wolfgang Amadeus Mozarts und Alban Bergs illustriert, es handelt sich zusätzlich um qualitativ hochwertige Einspielungen, die zeigen, dass man sich hier um den Hörer als Einsteiger bemüht. Bei den Dirigenten stößt man auf Namen wie Claudio Abbado, Herbert von Karajan und Pierre Boulez, bei den Solistinnen und Solisten seien exemplarisch Alfred Brendel, Mischa Maisky, Emil Gilels, und Rosalyn Tureck genannt.

Es steht außer Frage, dass sich die klassische Musik nicht in 99 Begrifflichkeiten zusammenfassen lässt. Das klingende Lexikon erhebt jedoch diesen Anspruch auf Vollständigkeit nicht, sondern ermöglicht Interessierten, durch allgemeinverständliche Erklärungen einen Einstieg über die Musik in ihre Zusammenhänge und Hintergründe. Dieses klingende Lexikon kann nicht nur den Weg zum Printlexion (zwecks weiterer Vertiefung der Themen) ebnen, sondern auch den zum Konzert.

99xKlassik. Das klingende Lexikon der klassischen Musik.
Universal Music Group
LC 00173.

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