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Suche nach kosmischer Musik

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Vytautas Bacevicius: Orchesterwerke
Toccata Classics 0049

Nahezu unbekannt ist der in Polen (Lodz) geborene und in Litauen (Kaunas) aufgewachsene Komponist und Pianist Vytautas Bacevicius. Dabei war er vor allem in den 1920er- und 1930er-Jahren auf internationalem Parkett unterwegs. Als Pianist gab er Konzerte in Paris (wo er bei N.N. Tscherepnin Komposition studierte), Berlin, Warschau und Prag. Von seiner Tournee durch Südamerika Ende der 30er-Jahre kehrte er, bedingt durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, nicht zurück. 1940 siedelte er in die USA, nach New York, über. Dort teilte er das Schicksal vieler emigrierter Künstler: Abgeschnitten von den künstlerischen Wurzeln betätigte er sich vorwiegend als Privatlehrer und Pianist. Als Komponist fehlte ihm auf Dauer die Verbindung zu Eu-ropa. Er starb 1970 in New York.

Bacevicius war ein überzeugter Vertreter der musikalischen Moderne, ging aber einen eigenwilligen Weg. Vor allem kompositorische wie auch programmatische Anlehnungen an den Futurismus sind unverkennbar. In seinem 1. Klavierkonzert von 1929 verbindet er heimische Volksliedthemen mit einer der Spätromantik entronnenen futuristisch-archaischen Klanggewalt. Ebenso gibt es aber auch das Zarte, Zerbrechliche, Empfindsame. Im 1. Klavierkonzert beispielsweise im orchesterlosen Beginn des Werkes.

„Poème Électrique“ nennt Bacevicius ein großorchestral-wuchtiges, gut fünfminütiges Orchesterwerk von 1929. Er selbst schrieb dazu: „Maschinismus ist hier nicht nur zu verstehen als eine äußerlich wahrnehmbare Offenbarung unseres Lebens, sondern auch als dessen inneres Element.“ Überhaupt scheint die Ambivalenz von innerer und äußerer Wahrnehmung ein besonderes Charakteristikum Bacevicius‘ gewesen zu sein. Über seine Suche nach „kosmischer Musik“ – auf dieser CD exemplarisch vertreten durch seine einsätzige „Symphony No. 6 Cosmique“ von 1960 – äußerte er sich in ähnlicher Weise: „Eine Suche nach kosmischer Musik ist die Suche nach unserem inneren Universum.“

An futuristische Umsetzungen der Erfahrung des Ersten Weltkrieges (zum Beispiel von A. Casella) erinnert Bacevicius‘ 2. Symphonie mit der Überschrift „Della Guerra“ von 1940. In dem bereits im Exil geschriebenen Werk thematisiert er detailliert die ersten Episoden des Zweiten Weltkrieges: „... Deutschland überfällt Polen; Flugzeuge fliegen, Bomben regnen herunter, Besetzung.“ Musikalisch umgesetzt werden diese ungeheuerlichen Einschnitte mit umfangreichem Schlagzeug- und Blechbläsereinsatz.

Eine in jeder Hinsicht begrüßenswerte CD, die zentrale Werke eines Komponisten wieder zugänglich macht, der an der Schnittstelle von Spätromantik, Futurismus und beginnender Moderne laborierte; und der nicht zuletzt eine wichtige Figur der polnisch-litauischen Musikgeschichte war.

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