Ed Sheeran, der extrem erfolgreiche britische Singer und Songwriter, kann… +++ Man staunt ein wenig, aber die US-Südstaaten-Rockband Black Stone Cherry veröffentlicht mit „Screamin’ at the sky“ ihr bereits achtes Album. +++ Was könnte man The National schon übelnehmen? „Laugh Track“ ist – Spoiler Alarm – grandios. +++ Spooky, was uns Sufjan Stevens mit „Javelin“ anbietet. +++ Drake, der hochdekorierte kanadische Rap-Star, veröffentlicht seit 2015 tatsächlich jedes Jahr ein Album.
Südstaatenrock, Trostlospop und Ed Sheeran
1.
Ed Sheeran, der extrem erfolgreiche britische Singer und Songwriter, kann seit seinem Erscheinen auf der Pop-Bildfläche auch schon gar nichts mehr falsch machen. Jeder Song ein Hit und selbst seine Tourneen (Sheeran allein im Stadion, mit Gitarre und Looper) sind ein Spektakel. „Autumn Variations“, sein aktuelles Album, beschäftigt nun mit seinem Freundeskreis. 14 mal hat Ed Sheeran nachgedacht und über 14 seiner Freunde einen Song geschrieben. Das sind freilich wieder einmal 14 potenzielle Hitsingles, wenn man denn auf diese Art Pop steht: bemüht traurig oder überambitioniert fröhlich. Dass das seine Berechtigung haben mag, bitteschön. Den Soundtrack zum Herbstnebel muss eben auch jemand schreiben. Und Reißbrett-Pop ist Ed Sheeran irgendwie auch nicht. (Warner)
2.
Man staunt ein wenig, aber die US-Südstaaten-Rockband Black Stone Cherry veröffentlicht mit „Screamin’ at the sky“ ihr bereits achtes Album. Waren vor allem die ersten schon noch unbequemer Rock mit abgetrennten Hemdsärmeln, tendierte man seit ein oder zwei Alben schon etwas auffällig Richtung „kann jeder mal mitsingen“-Rock. „Screamin’ at the sky“ liefert da einige verdächtige Hooklines (u.a. Nervous, When the pain comes). Dennoch handelt es sich um keine Anbiederung wie das die Kollegen aus Kanada (Nickelback) gerne zelebrieren, einen Refrain muss man doch auch bei einer härten Rockband wohl noch mitsingen dürfen. Deshalb überwiegt der Wohlfühleffekt bei „Screamin’ at the sky“: Alles aus einem Guss, es dröhnt, scheppert und kracht an den richtigen Stellen. Aufgenommen wurde das Album übrigens in einem Theater in Kentucky. Nur so als Zusatzinfo. (Rough Trade)
3.
Was könnte man The National schon übelnehmen? „Laugh Track“ ist – Spoiler Alarm – grandios. Erneut verknüpft The National all das, was andere ihr Musikleben lang hilflos suchen, mit Leichtigkeit: eine unbekömmliche Traurigkeit, eine undenkbare Hoffnungslosigkeit, ein klares Bedürfnis nach Rettung, eine bedeutungslose Suche mit deutlichen Hinweisen, eine bröselnde Schönheit, eine Sicht auf die Welt, die sich scheinbar nie ändert, dennoch greifbar bleibt. Und das dann in wunderbare Songs zu packen, deren oft sparsame Instrumentierung die gesamte Existenz in einen Song zu packen scheint, das ist schlicht einzigartig. „Laugh Track“ ist eine wunderschöne Geschichte, erzählt von einer Band, die genau weiß, was ein Song braucht und wie man ein Album schreibt. (Beggars Group / Indigo)
4.
Spooky, was uns Sufjan Stevens mit „Javelin“ anbietet. Ein klarer musikalischer Rückschritt zu seinem Album „Carrie & Lowell“, was wiederum bedeutet: Gänsehaut-Musik, Harmonien aus einem anderen Universum. „Javelin“ ist ein irrer Geisterfahrer-Trip. In Sekundenschnelle wechselt Stevens Akkorde, Atmosphären, Befindlichkeiten, Wahrheiten und kann das alles noch just in diesem Moment, in dem es wichtig wird, textlich mit einer meisterhaften Lyrik unterstreichen und uns blenden. Als würden die zehn Songs musikalisch nicht reichen…Man muss Sufjan Stevens und dieses Album „Javelin“ aushalten und ertragen können. Weil seine Musik mit unseren Gedanken spielt. Tief in uns schaut und letztendlich keinen Stein auf dem anderen lässt. Wirklich wahrhaftige Kunst. (Asthmatic Kitty)
5.
Drake, der hochdekorierte kanadische Rap-Star, veröffentlicht seit 2015 tatsächlich jedes Jahr ein Album. Seit einiger Zeit sind aber selbst eingefleischte Fans der Ansicht, die Qualität der Songs würde darunter leider. Heftige Kritik gab es für die beiden Vorgänger Alben. Nun also „For all the dogs“, ein Album mit einem Versprechen von Drake an seine Fans, das alles wieder besser werden würde. Um es vorwegzunehmen: Ein Hitalbum ist „For all the dogs“ nicht, zumindest fällt kein Song diesbezüglich auf. Natürlich steht Drakes unverwechselbarer Flow im Vordergrund, diese brillante Art zu rappen oder fast zu singen. Drake kann nach wie vor jeden Zuhörer, jede Zuhörerin in seinen Bann ziehen. Auf „For all the dogs“ gelingt ihm das durchgehend, so dass „der einzelne Hit“ oder „das charakteristische Stück“ wohl nicht weiter auffällt. „For all the dogs“ ist ein durchgängig hörbares Album. Ohne Höhepunkte, aber auch ohne Tiefpunkt. Für den Nicht-Fan auf jeden Fall gelungen. (Republic Records) ¢
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