George Crumb: Three Early Songs, Vox Balaenae, Celestial Mechanics. Malgorzata Zarebinska (Klavier) and friends. +++ Jean Louis Nicodé: Klavierwerke; Simon Callaghan +++ Dieter Ammann/Jannik Giger: Kammermusik. Ensemble Nuance, Mondrian Ensemble, Karolina Öhman, Cello u.a. +++ „Revolution“: Das Janoska-Ensemble mit Werken von Bach bis Beatles
George Crumb: Three Early Songs, Vox Balaenae, Celestial Mechanics. Malgorzata Zarebinska (Klavier) and friends.
DUX 1510
Was für eine Imaginationskraft! Tatsächlich lassen die „Vox Balaenae“ (1971) mit ihrer vollkommen aus dem Idiom der Instrumente heraustretenden Klanggestalt an jene Welt unter den Ozeanen denken, in deren Weiten sich die Laute der erhabenen Meeressäuger verbreiten. Erstaunlich, wie sich dabei die ersten Variationen des Submarinen in Rautavaaras „Cantus Arcticus“ zu spiegeln scheinen, der nur ein Jahr später entstand. Ferner sind impressionistische „Early Songs“ (1947) zu hören wie die „Celestial Mechanics“ (1979) – akustisch vorbildlich präsent wie mit räumlicher Weite eingefangen. Das Ensemble um Malgorzata Zarebinska erweckt die Partituren auf geradezu fantastische Weise zu musikalischem Leben. (Michael Kube)
Jean Louis Nicodé: Klavierwerke; Simon Callaghan
(Hyperion)
Jean Louis Nicodé (1853-1919), Schöpfer der monumentalen Gloria-Symphonie, war einer der bedeutendsten deutschen Komponisten zwischen Brahms und Strauss. Erstmals auf CD bringt ihn Simon Callaghan mit drei Klavierzyklen zu Gehör: das frühe ‚Andenken an Robert Schumann‘ klingt, als wären es echt Schumann’sche Juwelen; die Variationen und Fuge über ein eigenes Thema zeigen gediegenste Meisterschaft; und ‚Ein Liebesleben‘ ist eine leidenschaftliche Schumann-Apotheose. Dem technisch exzellenten Pianisten wünschte ich mehr Sinn fürs stabile Grundtempo, um die Musik nicht kleinteilig zu domestizieren, sondern ihre wahre, spezifische Größe zu entfesseln. (Christoph Schlüren)
Dieter Ammann/Jannik Giger: Kammermusik. Ensemble Nuance, Mondrian Ensemble, Karolina Öhman, Cello u.a.
A Tree In A Field Records
Als wären es Sternschnuppen, leuchten wechselnde Timbres „Après les silence“ in schnell wechselnden Konstellationen durchs Mondrian Ensemble. Die Komposition des Schweizer Zeitgenossen Dieter Ammann wendet sich nach diesem perplexen Präludium dann doch zu einem jazzigen Groove, sodass Kategorien tanzen lernen. Anekdotisch ist die „Verstimmung“ seines ehemaligen Studenten Jannik Giger zu verstehen, wenn kichernde Flöten und Geigen vom Ensemble Nuance elegant zu einem emotionalen Parlando umgeformt werden. Klassische Phrasen parodieren Flötist Paolo Vignaroli und Klarinettist Nils Köhler in prickelndem Dialog, und „Karolina“ Öhman lässt das Cello an sich so seufzen, krächzen und sich klanggewandt beschweren, dass man ein ganzes Sprachlaboratorium hören kann. Das ist feine Kammermusik mit delikatem Humor. (Hans-Dieter Grünefeld)
„Revolution“: Das Janoska-Ensemble mit Werken von Bach bis Beatles.
Deutsche Grammophon
Mit Klavier, zwei Violinen und Kontrabass unternimmt das Janoska-Ensemble den Versuch, Traditionelles mit Neuem zu mischen. In einer Hommage an die Revolutionäre der Popmusik in den 60er-Jahren sind die Songs „Yesterday“, „Let It Be“ und „Penny Lane“ der Beatles auf dem Album zu finden. Gemeinsam mit Klassikern wie dem Präludium der ersten Bach Cello Suite, Beethovens „Mondscheinsonate“ oder dem Pachelbel-Kanon, ergibt das insgesamt eine Zusammenstellung an Musik, die ohne Zweifel mit beschwingten Gute-Laune-Arrangements beeindruckt und sich vor allem durch Improvisationspassagen und das kräftige Spiel der Violine auszeichnet. Die Technik jedes der Protagonisten ist tadellos und auch nicht durch das atemberaubendste Tempo ins Wanken zu bringen. Dennoch wird mit zu vielen Effekten an der ein oder anderen Stelle zu dick aufgetragen, und Gänsehautmomente entstehen nur, wenn „Yesterday“ verklingt und Bach im Original zu hören ist. Ob diese Interpretationen als „Revolution der klassischen Musik“ zu werten sind, wie es der Albumstitel suggeriert, bleibt anzuzweifeln. (Selina Demtröder)