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Vom bisher besten Album des Jahres 2009

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Neuveröffentlichungen der Popbranche im April
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Bunt ist der Reigen. Von der behäbigen Obama-Band U2 bis zur Berliner Sängerin Kitty Solaris, die das bis dato beste Album des neuen Jahres darbietet:

Natürlich muss man U2 besprechen. „No Line On The Horizon“ ist wieder so ein Album, das die Frage aufwirft: Wann haben wir das letzte brauchbare Album von U2 gehört? Und bei der Besprechung klammern wir Bonos Friedensmissionen aus und konzentrieren uns auf die Musik. Es geht in Richtung Vergangenheit. Die Songs wirken flüssiger und nicht mehr so klobig wie auf den letzten Alben. Frischer war’s aber auch schon. U2 setzen auf Nummer sicher, haben den Refrain im Blick und gehen Richtung „Where the streets have no name“. Vom Hocker reißt das keinen mehr, weil es nach Routine riecht, zündende Momente komplett fehlen (siehe auch das einfallslose Cover) und Bonos Gesangstil sowie die Gitarreneffekte von The Edge sterbenslangweilig sind. Insgesamt kein brauchbares Album und ein gescheiterter Versuch den Geist von „Achtung Baby“ und „The Joshua Tree“ zu erwecken (www.u2.com).

Ein unartig grandioses Album liefert der Schwede Kristofer Aström mit „Sinkadus“ ab (www.kristoferaström.com). In knapp zehn Jahren hat er fast ebenso viele Alben und EPs veröffentlicht. Richtig mies war keines. Diesmal wandert er zwischen Rockmusik und nordischer Gelassenheit. Die Songs haben Popmomente, biedern sich jedoch nie kommerziell an oder vergehen sich an platten Stilistiken. Aström findet mit jedem Song einen Link zum Hörer, versprüht Funken, überrascht mit anregenden Arrangements. Ein Album, das ausnahmslos Spaß macht und einen absolut zeitgemäßen wie interessanten Songwriter ins Bild setzt. Unbedingt zuschlagen. (Interview mit Kristofer Aström ab 01.04.09 auf www.nmz.de)

Es ist nicht das erste Mal, dass die Österreicher wemakemusic* positiv auffallen. Mit „Dance with a statue“ gelingt es erneut. Was ist das also, „wemakemusic*“? Eine geradlinige, offene Musikauffassung, beheimatet zwischen Songwriting-Band, Gitarrenpop und vielleicht Indie-Rock. Geleitet wird das vom gesanglichen Duett zwischen Mann und Frau. Dahinter bauen sich innige Streicher oder Pianos auf, zirpen Gitarren und beruhigen Schlagzeug und Bass das Ganze, bevor es in Enthusiasmus ausartet. Gediegene Assoziationen Richtung England drängen sich auf. Aber positiv. Will heißen: Britischer hat Österreich nie geklungen (www.wemakemusic.at).

Paris und Helsinki sind die Hintergründe der Band The Do, die sich aber doch eher als französische Band versteht. Und das Verbrechen begeht, als Franzosen englisch oder finnisch zu singen. „A Mouthful“ kennt Gott sei Dank nur wenig kommerzielle Zitate. Man darf The Do eine nicht ungünstige Nähe zu den schwedischen Kollegen „Cardigans“ unterstellen, wenn-gleich das vor allem den Gesang von Olivia Merilahti betrifft. Ansonsten sind das chanson-artige, freche Indiepop-Songs, die verrückt genug sind, Aufmerksamkeit zu erregen und sich damit doch gewaltig von den vorher zitierten Schweden unterscheiden. Sehr unterkühlte, aber analog berstende Musik (www.myspace.com/thedoband).

Das bisher beste Album des Jahres kommt von der Berliner Sängerin Kitty Solaris. Zusammen mit ihren Bandkollegen gelang ihr in der heimischen Küche der nachvollziehbare Albumtitel „My home is my Disco“. Wobei mit Disco hat das wenig gemein. Glasklare Songs von glänzender Schönheit sind gelungen. Songwriting ohne Allüren. Packende, spannende Songs. Zuweilen sind Gitarren im Vordergrund, dann wieder Kittys aufregende Stimme. Nicht lachen, aber das hat was von einer frühen Cindy Lauper im Indie-Exil. Subjektiv grammy-verdächtig, weil innovativ und doch charmant (www.kitty-solaris.de).

Diskographie

U2 – No Line On The Horizon (27.02.09, Mercury)
Kristofer Aström – Sinkadus (11.04.09, Startracks)
wemakemusic* – Dance with a statue (10.04.09, Monkey)
The Do – A Mouthful (17.04.09, Ministry of Sound Recordings)
Kitty Solaris – My home is my Disco (24.04.2009, Solaris Empire)

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