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Horst-Michael Schaffer & die Jazz Bigband Graz (JBBG) „The Space Between Us“

Horst-Michael Schaffer & die Jazz Bigband Graz (JBBG) „The Space Between Us“

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Zwischen Nähe und Distanz

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Jazzneuheiten, vorgestellt von Hans-Dieter Grünefeld
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Aus politischen oder anderen Gründen sich ex patria befindend, neigen manche Musiker dazu, bewahrenswerte Erinnerungen in Klangkonzepte einzubinden. 

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Für Jihye Lee aus Süd-Korea, jetzt in den USA lebend, gibt es „Infinite Connections“ zur Heimat, die sie in ihrer Bigband konfiguriert. Zum einen durch eine ergebene religiöse Haltung („Surrender“), in deren ungerades Trommel-Pattern ein verwinkeltes Motiv hineinprescht und sich zu kontrapunktischen Dialogen der instrumentalen Sektionen verdichtet. Zum anderen führen zuckende Riff-Frequenzen zum universalen Credo „We Are All From The Same Stream“. Mit einem großen Crescendo-Soundbogen gedenkt sie ihrer Mutter („Born In 1935“) und in „Eight Letters“ artikuliert sie Leid und Trauer als ihre Bürde. So könnten diese unbegrenzten Verbindungen für Jihye Lee ein therapeutischer Katalysator mit Bezug zu den Funèbre-Funktionen im archaischen Jazz sein, die Gast-Trompeter Ambrose Akinmusire nun in Kontexte koreanisch beeinflusster Timbres bringt. (Motéma) 

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In jazzfähiger symphonischer Besetzung hoffen die Deutsch-Ukrainerin Tamara Lukasheva, jetzt in Köln, & INSO Lviv Orchestra auf tröstende Empfindungen menschlicher „Anima“ – in dreifacher Bedeutung: Seele, Geist und Lebenskraft –, um der Kriegsbedrohung zu entkommen und Dignität zu erhalten. Sie selbst „Singet Leise“ ein Gedicht von Clemens Brentano, das als Romantik-Reminiszenz in einen Krisenmodus mit flimmernden Timbres gerahmt ist. Kontrastiv bestimmt ein frecher Tanz „Spovid“ (Bekenntnis) den ukrainischen Text, begleitet von Matthias Schriefls ekstatischen Trompeten-Exklamationen. Im Minimal-Stil treiben ein Kontrabass-Puls und Klanghölzer-Akzente die Protagonistin an, um nach Hause („Coming Home“) zu kommen. Polyglotte Poesie und aparte Arrangements werben im Stil zwischen Klassik und Jazz um Frieden und Freiheit. (Tangible) 

3

Popimpulsen und Lokalkolorits zugewandt, versuchen der Komponist Horst-Michael Schaffer & die Jazz Bigband Graz (JBBG) „The Space Between Us“, also sozialen Abstand, zu vermindern. Und zwar indem sie in den „Becoming“-Lyrics fragen: „All I see’s, we’re all human, so why don’t we act like humans?“ Menschengemäß sind demnach Song-Melodien in suggestiv-weichem Barkarole-Swing. Nähe ergibt sich auch durch Entschleunigung, etwa bei den Pastell-Klängen von der Urlaubsinsel „Praslin“ oder in entspann­ter Fiesta-Atmosphäre, wo Hoffnung auf bessere Zeiten entstehen kann („Hope“). Da ist die JBBG nicht nur in Graz verankert, sondern auch mit optimistischen Grooves unterwegs, um „Resistance Of Humanity“ zu proklamieren. Die Botschaft, eine Kokon-Haltung zu einer kommunikativen zu ändern, ist wohl angekommen. (Natango)

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Horst-Michael Schaffer & die Jazz Bigband Graz (JBBG) „The Space Between Us“

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Die gleiche Intention hat die Jazzrausch Bigband aus München, denn der Komponist Leonhard Kuhn hat sich ans Sakrileg gewagt, „Mahler’s Breakdown“ in Rave-Frequenzen zu avisieren. Zwar möchte er die Reputation der Klassik-Ikone Gustav Mahler nicht zerstören, aber immerhin dessen kolossale Symphonie Nr. 5 radikal modifizieren. So, dass Einzelmotive selbstständig und zugleich in einen Tanzbeat gezwängt werden und die konstant binären Klacks den symphonischen Gehalt auf physische Präsenz redressieren. Es bleiben aber Gelegenheiten zu expressiven Soli, etwa im Satz „Stürmisch bewegt“. Hier ist mehr Distanz als Nähe zum Original evident. Und dennoch reiht sich diese Aufnahme in orchestrale Jazz-Sig­naturen, die Gegenwart aus Vergangenheit kreativ reflektiert. (ACT) 

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