Im Mai erschien eine lange angekündigte Special Edition des immer etwas überschätzten Doppelalbums „Exile on Main Street“, das weltweit in die Hitparaden schoss wie im letzten Jahr die „remastered“ Alben der einstigen Konkurrenten The Beatles. Sogar in Deutschland konnten die Rolling Stones damit Spitzenplätze belegen. Zehn unveröffentlichte Songs werten das Album dann auch tatsächlich auf.
Nummern wie „Pass The Wine“ (Sophia Loren), „Plundered My Soul“ oder ein Alternate Take von „Loving Cup“ werden zu neuen Klassikern in der Diskografie der Stones werden. Entstanden ist die Platte im Sommer 1971 im Untergeschoss einer Villa an der Côte d’Azur. Es war die „längste Party der Welt“. Bei 2001 ist dazu ein wunderbares Buch erschienen, das die ganze, auch tragische Geschichte dieser „Party“ erzählt, bei der auch der großartige Gram Parsons dabei war, der von Keith Richards mit was wohl versorgt wurde. „Exile on Main Street“ ist auch eines der Lieblingsalben von Martin Scorsese, der Songs daraus in seinen Mafiafilmen verwendete, und der zuletzt den wohl besten aller Stones-Filme drehte: „Shine A Light“. Mick Jagger erscheint darin als der ewig junge Greis, der er immer schon war, ein Dorian Gray der Popmusik wie David Bowie.
Scorsese wäre also auch der richtige Mann gewesen, die „wahre Geschichte“ dieses Sommers voll Sex, Drugs & Rock’n’Roll zu erzählen, aber stattdessen beauftragte Mick Jagger den Dokumentarfilmer Stephen Kijak, das Material von damals neu zusammenzumontieren. Wer je Robert Franks legendären – immer noch unter Verschluss gehaltenen – Film „Cocksucker Blues“ gesehen hat, in der es richtig zur Sache geht, wird von „Stones in Exile“ enttäuscht sein. Aber alle anderen Stones-Fans werden den Film lieben. Ein „last summer movie“ der ganz besonderen Art. Eine exzessive letzte Party wird da gefeiert, die wirkt wie eine einzige große Feier des Lebens.