Arturo Toscanini knurrte „Sie haben keine Ahnung von Ihrer Musik“ auf Maurice Ravels Vorwurf, viel zu schnell dirigiert zu haben. Das hat den Welterfolg des „Bolero“, von dem Ravel selbst zu Arthur Honegger sagte „…leider ist er leer von Musik“, nicht verhindert. Ein differenziert angelegtes Biopic zeigt nun in bildschönen Kostümen (Anaïs Romand) die Entstehung der Komposition und wesentliche biografische Stationen.
Kino-Tipp 2025/03
Genaues Hinhören wird schon im Vorspann gefordert: Geräusch von Damenschuhen auf regennassem Schotter, gleichmäßiges Gehen, rhythmisches Maschinengedonner – Ravel geht 1927 mit der Skandal-Tänzerin Ida Rubinstein durch eine Fabrik; sie bittet um ein „spanisches Ballett“ für sich; er imaginiert, dass es in einer solchen Rhythmushalle spielen könnte… Nach diesem Beginn hat Regisseurin und Drehbuchmitarbeiterin Anne Fontaine mit ihrem Team von Kennern kein enthusiasmierendes, gar rauschhaftes Künstlerporträt geschrieben und gedreht: ihr Film-Ravel bleibt so distanziert wie ein kritisch-analytischer Blick auf Ravels Biografie, so oft kühl vereinzelt mit sich, dem Komponieren und den Frauen ringend. Sprunghaft wie Erinnerungen im Bewusstseinsstrom zeigt der Film viele zentrale Stationen – bis hin zu Ravels Begegnung mit New Yorker Jazz und dem Saxophon, das er 1928 ins Orchester integrierte.
Raphaël Personnaz spielt Ravel perfekt verhalten expressiv. Auch die Lebensfreundin Misia von Doria Tillier, Jeanne Balibars tanzend-turtelnde Ida Rubinstein, Emmanuelle Devos’ mütterliche Marguerite… weiter bis hin zum lebenslangen Freund Cipa von Vincent Perez beeindrucken. Ein klug und treffend verhaltener Film. Er startet am 6. März in den deutschen Kinos.
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