Seit Jahren wird ein ganzer filmischer „Kontinent“ wiederentdeckt: das italienische Kino der 1960er- und 70er-Jahre. Begonnen hatte alles Ende des 20. Jahrhunderts mit den Wiederveröffentlichungen von raren italienischen Soundtracks, die bis dahin wegen der geringen Auflage Rekordpreise erzielt hatten. In der Folge entdeckten die Fans auch die dazugehörigen Filme, Giallos, Polizeifilme, Italo-Western oder Melos, die das Italo-Kino grundieren. Wer auf den sehr eigenen Italo-Sound einsteigen will, wird mit dieser Box mit fünf schönen Beispielen hauptsächlich aus den frühen 60ern gut bedient.
Beginnen wir mit dem ältesten Werk: „Il Continente perduto“ (1955). Zum ersten italienischen CinemaScope-Film, einer Dokumentation im später so populären „Mondo“-Stil, komponierte Angelo Lavagnino einen frühen Klassiker der „exotischen“ Filmmusik, inspiriert vom „Exotica-Sound“ eines Les Baxter. Zu den schönsten Beispielen für „jazzige“ Filmmusik aus dem Italien der frühen Sixties gehört sicher „Smog“. Die Film spielt im Los Angeles der damaligen Zeit. Und Piero Umiliani, der später das berühmte „Mah-Na, Mah-Na“ komponieren sollte, lieferte dafür einen seiner tollsten Scores mit Einlagen von Helen Merrill und Chet Baker, der sich damals wegen seiner Drogengeschichten in Rom herumgetrieben hatte – und hier in Topform ist.
Nino Rota, der Hauskomponist von Fellini, orchestrierte für Luchino Visconti den Filmklassiker „Il Gattopardo“ („Der Leopard“). Unvergesslich der große Filmwalzer für Alain Delon und Claudia Cardinale. Die Kuriosität zum Schluss: Weil den italienischen Verleihern von Godards „Die Verachtung“ Delerues „klassischer“ Ansatz nicht gefiel, beauftragten sie Piero Piccioni, für „Il Disprezzo“ einen neuen „jazzigen“ Score zu schreiben. Der Komponist erfüllte seinen Auftrag. Und so kann man nun vergleichen. Eindeutig Punktsieg für Georges Delerue!
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