Zu den bizarrsten deutschen Großproduktionen der 70er-Jahre gehört sicherlich „Schöner Gigolo, armer Gigolo“ mit David Bowie und Marlene Dietrich. Einer der spektakulärsten Flops der deutschen Nachkriegsfilmgeschichte, der viel über die Entstehungszeit 1977/78 erzählt und über die Musikszene jener Zeit. In England ist nun endlich auf CD der erweiterte Soundtrack zu diesem Vorläufer von „Babylon Berlin“ erschienen.
Mit „Just a Gigolo“ ist damals Bowies legendäre Berlin-Phase zu Ende gegangen, in der sein „Berliner Triptychon“ entstanden ist: „Low“, „Heroes“ und „Lodger“. Zusammen mit Eno bastelte er, inspiriert von Giorgio Moroders „Munich Sound“ und dem „Düsseldorf-Sound“ von Kraftwerk & Co, für sich an einem „Soundtrack“ für die Zukunft.
Gewissermaßen als Fußnote kann man den einzigen Song lesen, den er für „Just a Gigolo“ geliefert hat: „The Revolutionary Song“, gesungen von „The Rebels“, wie er sich hier nennt. Ein hypnotisches Instrumental im Marschrhythmus, ohne „lyrics“ aber mit vielen la-la-las. Ein Song, der sich einfügt in das nostalgische musikalische Konzept: die damals angesagten Manhattan Transfer und das Pasadena Roof Orchestra interpretieren in exquisiten Arrangements, die heute an Bryan Ferrys „Babylon Berlin“-Sound erinnern, Schlager wie Friedrich Hollaenders „Johnny“ oder Robert Stolz’ „Salome“. Die „Attraktion“ des Films war allerdings Marlene Dietrich, die im Film die Chefin des Gigolo-Service verkörpert, zu dem Bowie gehört.
Der Regisseur und Produzent Rolf Thiele („Lulu“) hatte es mit einer verlockenden Summe geschafft, die Dietrich noch einmal vor die Kamera zu holen. Ihre Aufnahmen entstanden in Paris. Im Film hört man ihre Synchronstimme, bis plötzlich ihre eigene gebrochene Stimme erklingt und auf englisch das alte Titellied singt: „Just a Gigolo“. Es sollte ihre letzte sehr ergreifende Gesangsaufnahme bleiben.
- Just a Gigolo
(Cherry Red Records)