nmz 2000/10 | Seite 17
49. Jahrgang | Oktober

Rezensionen

Soundtracks

gesichtet von Viktor Rotthaler

Lars von Triers neuestes sperriges Meisterwerk, ein Musical für Björk. Nach einer traditionellen großorchestralen Ouvertüre geht es los: Björk erfindet das Musical neu. In nur sechs grandiosen, hypnotischen Songs mit Musique concrète- und TripHop-Elementen erzählt Björk die Geschichte der blind werdenden Ar-beiterin Selma. Eine kleine Welt für sich ist da entstanden und das erste Musical für das neue Millennium.

„Fly Me To The Moon“, singt Frank Sinatra im neuesten Film des Western- und Jazz-Fans Clint Eastwood. Zusammen mit seinen alten Kumpanen Donald Sutherland, James Garner und Tommy Lee Jones will er es noch einmal wissen... Dazu swingt Brad Mehldau Klassiker von Neil Young und Paul Simon, erweisen Joshua Redman, Mandy Barnett („I Only Have Eyes For You“) und Country-Crooner Willie Nelson („Young At Heart“) Frankieboy ihre Ehre.

„The Great Escape“ („Gesprengte Ketten“), so heißt das große filmische – und musikalische! – Vorbild von „Hennen rennen“, dem ersten abendfüllenden Animationsfilm der „Wallace & Gromit“-Schöpfer Nick Park und Peter Lord. So ist es selbstverständlich, dass die Hans-Zimmer-Schützlinge John Powell & Harry Gregson-Williams in ihrem eklektizistischen Score immer wieder Elmer Bernstein zitieren, den musikalischen Vater von „The Great Escape“ und „The Magnificent Seven“. Wie ein Parforceritt durch die Filmmusikgeschichte der 50er- und 60er-Jahre klingt ihr Soundtrack. Erinnerungen werden wach an Nino Rota, Ennio Morricone und John Williams. Cartoon-Musik – nicht nur für Hühner!