Der Exotenbonus funktioniert nach wie vor im Mainstream-Geschäft. Es geht nur um den richtigen Moment. Den hat der 32-jährige Rijinda Rai erwischt, als er diese Nummer schon vor geraumer Zeit per Internet-Verteiler in die Clubs schickte. Exemplarisch bereitet die Nummer jenen Bhangra- und HipHop-Elemente vermischenden „Desi“-Sound auf, den die Jugend der britischen „Indian Community“ schon seit Jahren pflegt. Der Trick ist wie bei der meisten repetitiven Musik die Reduktion. Konsequent zieht sich das Arrangement immer wieder auf das pure Bhangra-Geklöppel und den permanent hysterischen Gestus des Gesangs in der Panjabi-Sprache zurück, so dass der Einsatz der Beats und des simplen Basses jedes Mal einen Action-Schub bewirken. Dazu transportiert das Video einige überkandidelte Klischees des Bollywood-Kinos und schon darf man sich auch in deutschen Großraumdiskos wie ein Weltenbürger fühlen.
Das Wichtigste an der zweiten Singleauskopplung aus dem ersten Solo-Album des N’Sync-Schätzchens ist natürlich das Video. Die Bilder kommentieren das Boulevard-Leben des gerade 22 Jahre alt gewordenen Sängers. In seiner Funktion als Ex-Freund von Britney Spears steigt er bei ihrem Double ins Haus ein, hinterlässt per Video eine Knutscherei mit einer anderen, schmiert sich aber dennoch während des Gesanges ein wenig Sehnsucht nach ihr in sein Babyface. Auf dass die Klatschspalten voll bleiben. Ansonsten steht „Cry Me A River” exemplarisch für ein allerorten überbewertetes Album: Ein konventionelles, melodisch Boygroup-kompatibles Liedchen wird von Star-Produzenten (hier: Timbaland) trick- und durchaus einfallsreich zum R&B-Bombast überproduziert, so dass es vor lauter Sound-Spielereien fast zerbirst.