Body
„Gott ist hier als Metapher für alles Schöne, Wundervolle gemeint", sagt Maxi Jazz, der Rapper und Sänger von Faithless, zu diesem Titel. Es nötigt einem beinahe Respekt ab, wie die britische Band es mit abgenutzten Klischees schafft, diesem Track, der weder ein Song noch ein wirkliches Instrumentalstück ist, nur über die Zusammenstellung der Sounds die durchaus funktionierende, zufrieden schwingende Atmosphäre eines Tempels einzuhauchen. Das penetrante melodische Motiv ist an Einfältigkeit kaum zu überbieten, das Arrangement überläßt die Struktur des einen Harmoniewechsels weitestgehend sich selbst, und der House-Beat ist extrem standardisiert. Doch in dieser Reduzierung auf das Geläufige liegt wohl das Geheimnis, und das Video zeigt mit seinen Live-Aufnahmen die nicht minder standardisierte Wirkung: eine unisono glückstrunken taumelnde Menschenmasse.
Xavier Naidoo: Nicht von dieser Welt
Der junge, technisch souveräne Sänger aus der Frankfurter Produktionsstätte von Moses Pelham (Rödelheim Hartreim Projekt, Sabrina Setlur) führt ebenfalls Gott im Munde. Aber er meint es mitnichten metaphorisch, wenn er „Du bist der Inhalt meines Lebens" singt, sondern transportiert das klassische Sujet „Soulballade zur Preisung des Herrn" in die deutsche Sprache – mit aller verfügbaren Inbrunst sowie der Hilfe von triefenden Streichern und geschickt unterlegten Resten eines fetten, gebremsten Hip-Hop-Beats. Der Song, der sich allein auf die eine melodische Wendung des Refrains verläßt, betont diese unerbittlich kitschige Kombination bis ins kleinste Detail – das Video mit seiner bläulichen Verzuckerung eines indischen Ambientes eingeschlossen. Ein ernsthafter junger Mann? Nein, wieder nur ein erschreckend perfektes Entertainment-Produkt.