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Das Leben im Popsong 1: „Das erfolgreichste Debüt der Rockgeschichte" – das kann sich die nun 24jährige Kanadierin auf die Fahne schreiben. Dessen Verarbeitung und die gern beschworene Angst vor dem zweiten Album hat sie gleich in Songs geschrieben. Mit der ersten Single der 2. Runde füttert sie unmittelbar die schon vorab gestreuten Gerüchte um ihre Sensibilität. Eine durchschnittliche Ballade in üblicher Songstruktur ist es, zusammengehalten von einem soundtechnisch den TripHop-Bands entlehnten Rhythmus-Loop. Da dankt sie all den Leuten, Gedanken und Zuständen, die sie den Erfolg verkraften ließen („Confidence" oder „Silence" – oho!). Und weil das nicht genug ist, täuscht sie per Haar-umwallter Nacktheit im Video ihre Preisgabe an das Urteil der Öffentlichkeit vor. Eine scheußliche Anbiederung.
George Michael: Outside
Das Leben im Popsong 2: Er wurde erwischt. Beim Onanieren auf einer öffentlichen Schwulentreff-Toilette, in England natürlich ein Skandal. Sein Konter mit diesem Song und dem Video zeugt aber von Größe: „Outside" kommt als flockiger, unernster Disco-Pop daher, wie er schon zu Michaels Wham!-Zeiten in der Schwulenszene beliebt war, und er knurrt dazu süffisant: „Let’s go outside. It’s human nature". Das Video nimmt die Toilettenszenerie mit ironischem Grinsen wieder auf und zeigt zudem haufenweise sich an mehr oder weniger öffentlichen Plätzen verlustierende Pärchen, schwule und gemischte, die permanent von der Polizei gefilmt und am Ende auseinandergetrieben oder verhaftet werden. Und George Michael tanzt munter weiter – in schicker Polizei-Uniform. Wer auch immer ihn da beraten hat: Souveräner geht’s für einen Glamourstar wohl kaum.