Cellist Isang Enders hat eine Auszeit von seiner Tätigkeit bei der Staatskapelle Dresden genommen und seine erste CD produziert – mit dem Gesamtwerk von Robert Schumann und Isang Yun für Violoncello und Klavier.
Isang Enders schafft Verbindungen: Der 1988 in Frankfurt/M. geborene Sohn eines deutsch-koreanischen Künstlerpaares hat auf seiner ersten CD das komplette Werk von Robert Schumann und Isang Yun eingespielt. Zumindest das komplette für Cello und Klavier geschriebene Werk des deutschen Romantikers und des koreanischen Modernisten, der Asiatisches mit Europäischem verband, und dem Enders nicht nur durch den Vornamen verbunden ist. Den Klavierpart gestaltet der Marburger Andreas Hering, Jahrgang 1983.
Es ist eine sehr persönliche CD, deren Kantabilität Enders mit Würde und einiger Lust zum Ausdruck bringt. Elegische Momente durchziehen Schumanns ursprünglich für Horn und Klavier geschriebenes Opus 70, das auch für Cello und Piano notiert ist. Sanftmut im Adagio, Aufbruch im Allegro – Enders und Hering umgarnen sich in ihren Parts, stehen ganz im Dienst des musikalischen Atems.
Darauf Isang Yuns 1992 entstandenes „Espace I“ folgen zu lassen, ist mutig. Aber es fügt sich bündig in die kontemplative Melodik, als würde ein Gesang fortgeführt. Erst allmählich wölbt sich fernöstliche Klangmagie ins Zwiegespräch der Instrumente. Sind wirklich 150 Jahre dazwischen?
Wieder den Blick zurück auf Schumanns „Fünf Stücke im Volkston“, in denen er – just zum Wechsel von Dresden nach Düsseldorf – noch einmal die zehn Jahre zuvor geheiratete Clara heftig umgarnt. Man meint das Paar liebevoll in den Elb- oder Rheinauen plänkeln zu sehen. Den Liederkreis „Mit Myrten und Rosen“ hat Isang Enders selbst für Cello und Klavier bearbeitet. Jeder romantische Gestus darin ist durchdacht, ohne kopflastig zu wirken. Das Zusammenspiel ist nie vordergründig virtuos, strahlt eine selbstverständliche Innigkeit aus. Es knüpft an Yuns in den 1960ern entstandenes Stück „Nore“ an, das bizarrerweise jenem südkoreanischen Präsidenten gewidmet war, der den Komponisten 1967 entführen und zu langer Haft verurteilen ließ. Schwingt diese Tragik mit, wenn man das weiß? Oder bestechen doch mehr die aneinandergefügten Flächen freier Tonalität, die kein durchgehender Faden bindet, die sich aber eine aus der anderen ergeben?
Cello und Gesang waren für Schumann wie für Yun wichtig. Enders und Hering greifen dies auf und spielen emotionale Sangeskunst aus. Dass der Cellist, 2008 als Zwanzigjähriger zum 1. Konzertmeister der Sächsischen Staatskapelle gekürt, überhaupt Zeit für solch ein Projekt fand, liegt wohl an seiner momentanen Auszeit. Seit Frühjahr geht der Hochbegabte – einst jüngster Solocellist Deutschlands – in einem Sabbatical eigene Wege und bleibt dennoch „seiner“ Kapelle treu.