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Avantgarde-Skeptiker mit eigener Sprache: Anders Eliasson. Foto: Archiv
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Im Doppelpack: Anders Eliassons Sinfonia per archi in zwei neuen Einspielungen

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Es gehört sicherlich nicht zu den Alltäglichkeiten, dass ein Werk eines zeitgenössischen Komponisten nahezu gleichzeitig in zwei unterschiedlichen Aufnahmen bei verschiedenen Labels auf CD erscheint. Für Anders Eliasson (geb. 1947) und seine Sinfonia per archi (2001) ist das tatsächlich ein außergewöhnlicher Glücksfall. Beide Einspielungen überzeugen auf höchstem Niveau – und bieten doch ganz unterschiedliche interpretatorische Ansätze.

Zu denken sind die beiden Produktionen zunächst vom jeweiligen Label aus – zwei unterschiedliche Annäherungen, die zum gleichen Ziel führen. So ist es bei cpo vor allem das seit vielen Jahren mit geduldiger Konsequenz vorgelegte schwedische Repertoire, das gleichsam den Weg bereitet hat (Rangström, Atterberg, Wirén, Pettersson – jedoch nicht Rosenberg und Blomdahl!).

Bei Neos hingegen ist es die Verpflichtung gegenüber der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, die zu Anders Eliasson geführt hat. Und dennoch: Eliassons treffliches Œuvre, das auf so ganz eigene Weise Verständlichkeit, Intensität und kompositorische Selbstreflexion miteinander verbindet, ist im Musikleben noch immer unterrepräsentiert – wohl auch, weil sich die zugrunde liegende Ästhetik so erfrischend unideologisch präsentiert: „Der Künstler, der nicht die nötige Originalität besitzt, um eine unverwechselbare Welt zu erschaffen, tritt der Avantgarde bei.“

Auch rein klanglich unterscheiden sich die beiden Produktionen: bei Neos ist es ein sehr direkt eingefangenes Kammerorchester, bei cpo ein etwas räumlicher abgebildetes Sinfonieorchester. Dies hat auch Konsequenzen für die Interpretation – so wirkt die kleine Besetzung agiler und vermag den Steigerungen etwas Schneidendes zu geben (zudem treten die gelegentlichen Solo-Linien organisch aus dem Ensemble hervor). Beim ausgewachsenen Sinfonieorchester hingegen treten die weit ausgreifenden Spannungsbögen der Partitur hervor, in denen das Detail überhaupt erst aufgeht.

Glücklicherweise muss man sich am Ende nicht für eine von beiden Produktionen entscheiden – denn sie bieten ergänzend zur Sinfonia per archi noch andere Werke, die gehört werden wollen. Ein doppeltes Plädoyer.

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