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Die Tage, in denen experimentierfreudige kleinere Häuser wie das Theater Ulm als deutsche Livestream-Pioniere Furore machten, könnten bald um sein: 15 europäische Opernhäuser – darunter mit der Stuttgarter und der Komischen Oper zwei deutsche – und ARTE bieten hier kostenlos und live im Schnitt eine Aufführung pro Monat und halten diese sechs Monate „on demand“ im Archiv vor. Neben den unumgänglichen Musiktheater-Standards wie Mozart, Wagner und Verdi gibt es auch Zeitgenössisches, Frisches. Bleibt abzuwarten, wie lange, wenn der Druck der Klickzahlen steigt.
Was haben Jean Sibelius, Esa-Pekka Salonen, Sunrise Avenue und Nightwish gemeinsam? Sie alle sind musikalische Exportschlager „aus Finnland“. Hinter der so betitelten Webseite verbirgt sich „das größte und vielseitigste je dagewesene Internationalisierungsprojekt für finnische Musik“ – markige, selbstbewusste Worte für ein auf den D-A-CH-Raum beschränktes Web-Vorhaben, das zwar einerseits sehr fein aussieht, mobil-optimiert ist, einen „Song des Tages“ als hilfreichen Wegbegleiter anbietet und eine gute Umkreissuche für eingetragene Veranstaltungen hat, andererseits aber daran krankt, dass (noch) nicht viele Konzerte eingetragen sind: Im Juli etwa sind es genreübergreifend 44 im gesamten deutschsprachigen Raum, man sollte also reisefreudig sein.
Der Musikkritiker Manuel Brug scheint einen solchen Output zu haben, dass es jede Woche für eine gedruckte Feuilleton-Sonderausgabe reichen würde. Da es aber auch bei der „Welt“ – wie fast im gesamten Printbereich – an Platz, Regenwald und vermutlich dem nötigen Kleingeld fehlt und daher die Gefahr bestünde, dass Herr Brug wie ein Schnellkochtopf explodiert, wurde ihm als Spielwiese kurzerhand ein eigenes Blog eingerichtet, auf dem er sich nach Belieben austoben kann. Und das tut er dort! Zwischen massenweise CD-Rezensionen und Konzertkritiken (Wann hört/besucht er das alles?), kommentiert er auf „Brugs Klassiker“ pointiert – und oft herzhafter als in der Druckausgabe – das Tagesgeschehen im Kulturbetrieb und widmet sich wortreich skurrilen Nebenschauplätzen. Täglich erscheint Neues und das nicht zu knapp: „Blogartikel als Meterware“ lautet die Devise. Es wird nicht lange dauern und auch das Internet meldet: Nicht genügend Speicherplatz vorhanden.