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Natur im Gleichgewicht

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Concert for planet earth Sony, ca. 2 Std. „Konzert für den Planeten Erde“, ein hehrer Titel für einen großartigen Anspruch: Politiker, Staatsoberhäupter diskutieren auf internationaler Ebene zum ersten Mal über die ökologische Zukunft unseres Planeten. Bieten die Musiker das Begleitkonzert zu dieser UNO-Konferenz, oder ist es gar ein „für“ im Sinne eines Opferkonzertes für die Erde, zu deren ökologischem Gleichgewicht sicher auch eine ökologische Akustik gehört? Ist die Gleichung, den Ursprung eindrucksvoller Musik und eindrucksvollen Musizierens im Wissen des Menschen, sich in einem ökologischen Gleichgewicht gut aufgehoben zu fühlen, oder in seinem Bedürfnis nach ökologischem Gleichgewicht zu sehen, wirklich zu banal? Sicher sind ökologische Inhalte mit so manchem Werktitel der Programmgestaltung zu assoziieren: „Ô paradis“ aus Meyerbeers Afrikanerin, „C’est toi! – C’est moi!“ aus Bizets Carmen (vor dem Hintergrund, daß Carmen in einer Zigarrenfabrik arbeitet?), die Hymne an die Sonne „Son io!“ Son io la vita!“ aus Mascagnis Oper Iris, „Make Our Garden Grow“ aus Bernsteins Candide oder Barrosos „Aquarela do Brasil“. Gleichermaßen spiegeln sich in dieser heimlichen Nationalhymne Brasiliens auch Lebensfreude, zutiefst menschliche Empfindungen wider, vorstellbar aber auch mit eskapistischer Funktion behaftet. Eindrucksvoll komponiert und musiziert (und deshalb ja ökologisch begründet) auch die emotionalen Highlights des Programms wie Donizettis „O mio Fernando“ aus der Favoritin, Puccinis „E lucevan le stelle“ aus Tosca, Saint-Saëns‘ „Mon cœur s’ouvre à ta voix“ aus Samson und Dalila und die beiden Lebensfreude überstrahlenden Zarzuelas von Pablo Sorozábal sowie von José Serrano. Brillieren hier vor allem Placido Domingo, der Initiator dieses Konzertes, und die junge Mezzosopranistin Denyce Graves, so geben andere, aber geschickt eingestreute Farbtupfer der elfjährigen Violonistin Sarah Chang mit dem ersten Satz aus Paganinis erstem Violinkonzert, dem Wynton-Marsalis-Septett mit zwei Jazz-Kompositionen von Wynton Marsalis und Gal Costa mit zwei Werken aus Brasiliens Popularmusik Gelegenheit zu eindrucksvollem Musizieren. Ein Tango von Carlos Gardel, gesungen von Placido Domingo und getanzt von Julio Bocca und Eleonora Cassano stellt insgesamt einen Höhepunkt von ausdrucksvoller Erotik in der Verbindung Singstimme und Bewegung dar, Musik, entstehend allein mit den Mitteln des menschlichen Körpers. Ganz in seinem Element scheint das Orchester bei den großen, ausladenden Bögen eines Unterhaltungsorchesters zu sein wie in Bonfas „Manhã de Carneval“. Einzelne oft ökologisch pathetische Moderationen von Jeremy Irons verbinden die Nummern. Allzu stereotyp sind die nächtlichen Einblendungen von Rio zu Beginn eines jeden Œuvres. Das Video erhebt aber nicht den Anspruch eines kunstvoll geschnittenen Clips.

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