Igor Raykhelson: Trio pour Violin, Violoncello et Piano en si mineur (2003) +++ Michelangelo Rossi: Sechs Toccaten für Orgel oder Cembalo (1657). Urtextausgabe EW 727.
Igor Raykhelson: Trio pour Violin, Violoncello et Piano en si mineur (2003). Leduc AL 30458, ISMN 9790046304583
Der jetzt in den USA lebende Komponist und Pianist, gebürtig aus St. Petersburg, dem damaligen Leningrad, gilt als Crossover-Typ, in dessen Werken verschiedenste Stile fusioniert sind und zu einer eigenen musikalischen Aussage kommen.
Klassische Idiome mischen sich hier mit Harmonien und Klangfarben des Jazz, Anklänge an Gershwin bis Bernstein vereinigt mit neoromantischem Spirit neurussischer Schule. Ein solches Beispiel ist dieses dreisätzige Trio, in dem melodiöse Linien der Streicher hart auf die aggressiven Akzente am Klavier treffen, im Ergebnis eine bemerkenswerte aufwühlerische Kammermusik, gezeichnet von unglaublichem musikantischem Enthusiasmus, von mitreißendem Schwung, von explosiv freiwerdender Energie, so wie wir sie auch von Schostakowitschs Kammermusik kennen.
Dementsprechend wird von den Interpreten hohe Konzentration, eben Zupacken, und unglaubliche Präsenz abverlangt.
Michelangelo Rossi: Sechs Toccaten für Orgel oder Cembalo (1657). Urtextausgabe EW 727. Ed. Walhall, Frutti Musicali, herausgegeben von Jolando Scarpa, ISMN M-50070-727-1
Ein dreifach hochbegabter Musiker muss Rossi gewesen sein, in Rom als Geigenvirtuose und als Organist ebenso geschätzt wie als Komponist. Bei Frescobaldi hat er das Fabulieren auf den Tasten abgeguckt und seinen persönlichen Stil entwickelt: präludienhaft startet jede Toccata, Phasen der Imitation wechseln mit motivischen Spielereien und gehen über in einen Wasserfall von phantasievollen figurativen Läufen, die der Toccata im ursprünglichen Sinn alle Ehre machen (dazu Scarpas Vorwort lesenswert!). Alle sechs sind manualiter, also auf jedem Tasteninstrument dankbar darstellbar.