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Großer Gewinn an Ausdruck und Tonqualität

Untertitel
Neuerscheinungen für Blockflöte in verschiedenen Besetzungen
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Bernard W. Sanders / Johann Sebastian Bach / Thomas Ehricht / Hartmut Tripp

Bernard W. Sanders: Sonatina für Altblockflöte und Klavier. Moeck, Zeitschrift für Spielmusik 809/810 (2006), ISMN M-2006-0809-0

Mit seiner 2003 komponierten Sonatina legt der in den USA aufgewachsene Komponist ein sehr abwechslungsreiches und farbiges Stück vor, empfehlenswert für die Mittelstufe. Altflöte und Klavier kommunizieren stimmig miteinander. Große Arpeggien untermalen die zunächst schlichte Melodie der Blockflöte, werden nach einem Taktwechsel kurz von der Flöte übernommen, ein Zwiegespräch beginnt, bis der Anfang variiert wieder erscheint. Nach einem ruhigen 2. Satz dann ein fröhlicher Tanz, der viele gestalterische Möglichkeiten bietet. Für Kinder ein klar strukturiertes Werk, das im Zusammenspiel sehr viel Freude machen wird. Rhythmisch als auch musikalisch gut zu erfassen, in herkömmlicher Weise notiert. Warum in den letzten Satz eine komplizierte Sechzehntelstelle eingebaut werden musste bei sonst nur Achteln, ist schwer nachvollziehbar, mindert es doch das Tempo des ganzen Satzes. Aber es gibt für fast alles eine Lösung!

Bernard W. Sanders: Novelette für Altblockflöte und Klavier. Moeck, Zeitschrift für Spielmusik 788/789 (2006), ISMN M-2006-0788-8.

Die Novelette ist ein sehr durchdachtes, strukturiertes Werk. Ein durchkomponierter Satz, dessen viele Taktwechsel ein bisschen an eine frühbarocke Sinfonia erinnern. Beide Instrumente sind solistisch gefordert. Die verschiedensten Kompositionsbausteine werden von beiden Stimmen mit- und gegeneinander eingesetzt. Eine überschaubare Partitur, die sich für den Blockflötisten zu lesen lohnt. Es ist in herkömmlicher Weise notiert, es enthält keine modernen Spieltechniken. Das Stück, vorbehalten als Spielliteratur für die Oberstufe, stellt einen hohen Anspruch an das Zusammenspiel, verlangt ein hohes Maß an Disziplin und Eigen-Sinn in der Erarbeitung und ein Einlassen auf zunächst fremde, atonale Melodien und Akkorde. Es muss sehr präzise ausgeführt werden. Dann jedoch kann es zu einem Höhepunkt in jedem Konzert werden.

Johann Sebastian Bach: Affetuoso für Altblockflöte, Tenorblockflöte und Cembalo, herausgegeben und bearbeitet von Grete Zahn. Moeck, Zeitschrift für Spielmusik 793 (2005), ISMN M-2006-0793-2

Dieser Satz aus dem 5. Brandenburgischen Konzert bleibt wohl jedem, der ihn einmal gehört hat, in Erinnerung als eine besondere musikalische Kostbarkeit. Das Originalwerk wurde hier von h-Moll zu d-Moll transponiert, eine übliche Manier auch in der Barockzeit. Original ist dieser Satz für Querflöte, Violine und Cembalo komponiert. Die tonliche Erarbeitung wird hier die größte Sensibilität erfordern. In der Artikulation sollte man sich einige Originalfassungen anhören und auf die Blockflöte abstimmen. Der Tonumfang geht bei der Tenorflöte bis zum hohen c’, was sowohl ein gutes Instrument als auch einen versierten Spieler erfordert. Es wird älteren Schülern einen großen Gewinn an Ausdruck und Tonqualität bringen, braucht eine gut geschulte Atemtechnik. Das Cembalo hat sowohl Generalbassfunktion, ist aber auch konzertierend. Eine gute Bearbeitung, die man sich für besondere Anlässe merken sollte!

Thomas Ehricht: Marionetten für Altblockflöte und Klavier. Moeck ZfS 796 (2006), ISMN M-2006-0796-3

Der Titel lockt! Das muss er auch, denn so einfach lassen sich die Puppen nicht lenken! Eine freitonale Komposition in gewohnter Notation, entstanden für „Jugend musiziert“. Man erkennt hinter diesen Stücken einen Marionettenspieler, der diese Kunst beherrscht. Die kurzen Stücke sind klar komponiert, haben „Hand und Fuß“. Ihre Titel wie „Traurige Szene“ oder „Pirouetten“ geben der Phantasie der Spieler Stoff. Beiden Spielern wird ein hohes Maß an Disziplin und Eigenständigkeit abverlangt, bevor es gelingt, diese Stücke lebendig miteinander zu spielen (empfehlenswert für Mittelstufe 2). Das erste und dritte Stück könnte man auch gut in einer Triobesetzung aufführen!  Und wer dann noch einen Puppenspieler am Ort hat …

Hartmut Tripp: Fugen über drei Volkslieder für Sopran-, Alt- und Bassblockflöte. Eres 2917 (2008), ISMN M-2024-2917-4

Das Heft enthält drei Fugen zu den Volksliedern „Nun will der Lenz uns grüßen“, „Sur le pont“ und „Summ, summ, summ“, zwei davon als Trio, eins als Duo komponiert. Dabei ist auch eine CD, auf der zunächst die drei Stücke eingespielt sind und im Weiteren je eine Stimme weggelassen ist. So hat jeder Spieler die Möglichkeit, zu Hause seine Stimme zu ergänzen und den Gesamtklang zu hören.
Hartmut Tripp hat innerhalb der strengen Regeln einer Fuge drei wundervolle Stücke komponiert, die vom Spieler hohes rhythmisches und melodisches Verständnis fordern. Die Volkslieder werden sowohl tonal als auch rhythmisch variiert. Die klaren Strukturen einer Fuge, hier auf schlichte Volkslieder gelegt, gibt diesen eine ungewohnte Ernsthaftigkeit und dem Spieler eine neue Sicht auf diese schlichten schönen Melodien. Hier wird das wertvolle alte Liedgut mit der ebenso alten Kompositionstechnik einer Fuge verknüpft und auf diese besondere Art aufbereitet. Ein guter Schachzug, ältere Schüler zu begeistern, denen der Zugang zu Pop und Jazz wohl viel näher liegt als das Singen von Volksliedern! Für jeden Musikschullehrer kann es die Gelegenheit sein, sich wieder einmal mit Musiktheorie zu beschäftigen! Sehr empfehlenswert.

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