Die vielbeachtete neue Studienpartituren-Reihe der UE wächst rasch und präsentiert derzeit etwa 80 Werke im handlichen, aber leserfreundlichen Format. Vier Ausgaben von 2012 werden stellvertretend und überblicksartig vorgestellt. Handelt es sich bei der Bläserserenade op. 7 von Richard Strauss zwar lediglich um einen Wiederabdruck der früheren Ausgabe, so wurde doch das äußerst knapp gehaltene Vorwort der Taschenpartitur erfreulicherweise von Stefan Schenk auf vier Seiten ausgedehnt. Nun tatsächlich in das beliebte Jugendwerk von 1881 einführend, werden die Entstehungssituation sowie die ersten Aufführungen nachgezeichnet und mit Hintergrundinformationen ergänzt. Allerdings wurde hierbei bedauerlicherweise auf Literaturnachweise verzichtet. (Richard Strauss: Serenade für 13 Blasinstrumente, op. 7. UE 34 812, ISMN 979-0-008-08364-8).
Den Variationen für Orchester (op. 31) von Arnold Schönberg hingegen liegt der kritische Text der Gesamtausgabe zugrunde, sodass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr nur in Bibliotheken lagern, sondern nun auch preiswert an die Nutzer herangetragen werden. Trotz der Verkleinerung der Partiturseiten auf fast ein Drittel der ursprünglichen Größe bleibt die Übersichtlichkeit gewahrt. Leider beschränkt sich das Vorwort jedoch mehr auf die Werkgenese statt einer Einleitung in das Werk selbst. Zumindest ein Hinweis, wo Schönbergs eigener Einführungsvortrag zu finden sei (= Gesammelte Schriften 1, Aufsätze zur Musik), wäre wünschenswert. (Arnold Schönberg: Variationen für Orchester, op. 31. UE 34 820, ISMN 979-0-008-08410-2).
Die beliebten Folk Songs von Luciano Berio wurden in der Fassung für Mezzosopran und Orchester (1973) nun nochmals als Studienpartitur herausgegeben. Zwar stellt die Ausgabe „nur“ einen Nachdruck der früheren Philharmonia-Partitur dar, doch durch das größere Druckbild weiß sie zu bestechen. Die klar gegliederten Seiten machen einen durchwegs positiven Eindruck, im Gegensatz zur früheren Ausgabe sind nun auch allerorts Halbe- und Viertelnoten klar voneinander zu unterscheiden. Das Vorwort wurde wörtlich übernommen, jedoch den neuen Regularien angepasst. (Luciano Berio: Folk Songs for mezzo-soprano and orchestra. UE 35 542, ISMN 979-0-008-08449-2).
Ein weiteres Glanzstück der 70er wurde mit Morton Feldmans Instruments II erstmals als Studienpartitur vorgelegt. Einander überlappende oder durch Stille getrennte „atmende Flächen“ treten ab und an für ein zartes Motiv in den Hintergrund, ansonsten verändert die Zeit fast 20 Minuten lang fragil ihre Farben. Das Druckbild weicht nur leicht (Seitenumbruch, Halsierung und teilweiser Verzicht auf Schlüsselwechsel) von der Reinschrift des Komponisten ab und setzt in Größe und Übersichtlichkeit neue Maßstäbe für Studienpartituren! Scheint sich Feldmans labyrinthische Musik, auch 25 Jahre nach seinem Tod, noch immer vielen Analysen zu entziehen, so lädt diese saubere Partitur hoffentlich zu neuen Studien ein. (Morton Feldman: Instruments II. UE 34 793, ISMN 979-0-008-08422-5)