Konzertstücke für Bratsche und Klavier, Bärenreiter Verlag, Herausgeber Kurt Sassmannshaus +++ Alexander Glasunow: Élégie op. 44 für Viola und Klavier, G.Henle Verlag, Herausgeber: Dominik Rahmer, Fingersatz: Klaus Schilde +++ Johannes Brahms: Sonaten in f-Moll und Es-Dur für Viola und Klavier op. 120, Bärenreiter Urtext
Konzertstücke für Bratsche und Klavier, Bärenreiter Verlag, Herausgeber Kurt Sassmannshaus, BA 9697, ISMN 9790006494101
Mit diesem Album von Bratschenstücken will Kurt Sassmannshaus das Repertoire für Bratschisten auf mittlerem Niveau erweitern und die Lücke zwischen den gängigen Schulen und anspruchsvoller Konzertliteratur schließen. Unter den 14 Stücken für Bratsche und Klavier beinhaltet die Sammlung seltene Originalkompositionen von Viotti, Wieniawski und Kalliwoda aber auch Transkriptionen aus dem Violin- und Cellorepertoire wie Faurés „Sicilienne“ oder Griegs „Humoresque“. Die Fingersätze reichen meist nicht über die 3. Lage hinaus und haben den Anspruch, immer den bequemsten Weg zu gehen. Ebenfalls auf mittlerem Niveau sind die Striche angesetzt. Die Auswahl der Stücke ist gut getroffen und stellt einen angenehmen Mix aus bekannteren und unbekannteren Stücken dar, wodurch sich die Sammlung hervorragend für Schülerkonzerte eignet. Im Vorwort fehlen allerdings Informationen über die verschiedenen Stücke und Komponisten.
Alexander Glasunow: Élégie op. 44 für Viola und Klavier, G.Henle Verlag, Herausgeber: Dominik Rahmer, Fingersatz: Klaus Schilde, Fing. Va: Tabea Zimmermann, ISMN 979-0-2018-1241-0
Eine der wenigen solistischen Originalkompositionen für Bratsche und Klavier in der romantischen Musik ist Alexander Glasunows „Élégie“ Opus 44 für Viola und Klavier. Demnach findet sich in der neuen Ausgabe des G. Henle Verlages nicht nur der Urtext, sondern auch eine zusätzliche Fingersatz- und Strichbezeichnung von Tabea Zimmermann.
Alexander Glasunow verkehrte schon mit jungen Jahren in bedeutenden Komponistenkreisen in Russland. Als Privatschüler von Rimski-Korsakov und gefördert durch den Mäzen Mitrofan P. Belaieff machte der damals erst 16 Jahre alte Komponist mit seiner ersten Symphonie auf sich aufmerksam.
Die „Élégie“ wurde zum Beginn des Jahres 1994 in Leipzig herausgegeben und ist Glasunows Freund Frants Hildebrand gewidmet, der ein großer Förderer der Aufführung und Komposition klassischer und zeitgenössischer Kammermusikwerke war, die er als Mitglied im Streichquartett der russischen Musikgesellschaft oftmals selbst uraufführen durfte. Besonders ansprechend an Glasunows „Élégie“ ist die Ebenbürtigkeit der Bratschen- und der Klavierstimme.
Vom Schwierigkeitsgrad her angepasst und ein intensives Maß an Zusammenspiel fordernd eignet sich das Stück besonders für junge Bratschisten und Pianisten, die sich kammermusikalisch fortbilden wollen. Technische Schwierigkeiten bestehen in Maßen und lenken die Spieler nicht großartig vom gemeinsamen Gestalten und Musizieren ab. Tabea Zimmermanns Fingersätze passen sich dem Grundklang des Werks an und sind dabei nicht sonderlich kompliziert, ebenso wie die Strichbezeichnungen, die dem natürlichen Spielfluss angepasst sind.
Johannes Brahms: Sonaten in f-Moll und Es-Dur für Viola und Klavier op. 120, Bärenreiter Urtext, BA 10907, ISMN 9790006544455
Ursprünglich für Klarinette und Klavier komponiert werden die zwei Sonaten in f und Es für Viola und Klavier heute sehr häufig aufgeführt und vom Publikum dankbar im Programm angenommen.
Angesichts der hohen Popularität der Stücke, mutet es seltsam an, dass Brahms zunächst stark an der Transkription der Klarinetten- zur Bratschenstimme gezweifelt hat. Mehr noch – er war sogar der Ansicht, dass die Sonate sehr ungeschickt und unerfreulich für das Instrument sei! Vielleicht hat er es sich aus diesem Grund nicht nehmen lassen, die Bratschenstimme selbst zu schreiben, die sich durch einige Oktavtranspositionen und eingefügte Doppelgriffen in manchen Teilen von der Klarinettenstimme unterscheidet.
Bei einer der ersten Aufführungen der Sonaten für Klarinette und Klavier saß der Komponist höchstpersönlich am Klavier – zum Unmut des Publikums, denn Brahms war an diesem Tag wohl nicht in pianistischer Höchstform. Die erste bekannte Aufführung der Bratschenversion der Es-Dur-Sonate fand am 17. November 1896 in Hamburg statt. Es musizierten der Geiger Joseph Joachim, der eine Vorliebe für die Viola hegte, und der Pianist Julius Spengel. An die Aufführungspraxis des 19. Jahrhunderts lehnt sich auch die neue Urtext-Ausgabe des Bärenreiter-Verlages an. Übersichtlich präsentiert finden sich nach dem gründlichen Vorwort genaue Angaben zu Rhythmus, Dynamik, Punkten und Strichen, Pedal und zu den Fingersätzen, die genauer auf die Vorlieben des Komponisten und die Spielweise des 19. Jahrhunderts eingehen. Auch die einzelnen Sätze werden Takt für Takt behandelt, wodurch der Spieler ausführliche Angaben zu den Tempi und den Anmerkungen im Notentext erhält. Empfehlenswert ist die Urtextausgabe aufgrund der intensiven Auseinandersetzung mit dem Stück im Vorwort und den Hinweisen zur Aufführungspraxis.