Joseph Haydn: Sämtliche Klaviersonaten, Bd. 4, Wiener Urtext Edition, UT 50257 +++ Joseph Haydn: Die leichtesten Klaviersonaten, Wiener Urtext Edition, UT 50273 +++ Leopold Koželuch: Sämtliche Sonaten für Clavier, Bd. II, Bärenreiter, BA 9512
Joseph Haydn: Sämtliche Klaviersonaten, Bd. 4, Wiener Urtext Edition, UT 50257
Haydns Sonaten für Klavier scheinen nach wie vor in einer Nische zu ruhen. Die Präsenz beschränkt sich auf die Wiederholung einiger weniger Werke. Das Jubiläumsjahr 2009 wurde zum Anlass genommen, in einem editorischen Großprojekt sämtliche Sonaten in einer Ausgabe von vier Bänden neu zu revidieren. Das vorliegende Heft bündelt zehn späte Sonaten, die nach 1783 im Druck erschienen und ihm eindeutig zugeordnet werden können (Hob.XVI:34, 40-42, 47-52). Die Echtheit bei den mehr als 50 Sonaten ist nicht für alle verbürgt, was eine Zählung derselben erschwert. Die Anordnung geschieht in der Abfolge der Hoboken-Nummern. In einem umfassenden Vorwort äußert sich Ulrich Leisinger nicht nur lückenlos und absolut kompetent zu Fragen der Entstehungsgeschichte des Terminus „Sonate“, sondern tangiert auch Themen wie Klavierbau und Stimmung im Hinblick auf die verwendeten Tonarten, die eindeutige Zuordnung zum Hammerklavier und welche Indizien dafür sprechen, den Zusammenhang von Schwierigkeitsgrad und Widmungsträgern und beleuchtet zudem in zahlreichen Beispielen die Experimentierfreude Haydns bezüglich Satzzahl, Satzfolge, unterschiedliche Setzweisen. Auch Robert D. Lewin befleißigte sich mit Hinweisen zur Interpretation. Die Wechselwirkungen, die sich mit der damals verwendeten Stimmung des Hammerklaviers, der behutsamen Einbeziehung des Pedals, den Möglichkeiten einer dynamischen Differenzierung und eines wichtigen Wesensmerkmals von Haydns Stil, der Artikulation, ergeben, werden akribisch aufgelistet. Auch im Falle einer Unbeholfenheit bezüglich der Handhabung von Ornamenten und Auszierungen bekommt der Interpret Hilfe. Die Bezeichnung der Fingersätze ist als Vorschlag zu verstehen und muss im Einzelfall praktisch angepasst werden. Für jede Sonate gibt es Quellenangaben und spezifische Erläuterungen im Nachwort.
Joseph Haydn: Die leichtesten Klaviersonaten, Wiener Urtext Edition, UT 50273
Neben der bereits erwähnten Gesamtausgabe existiert noch eine inhärente Ausgabe mit vier Sonaten Hob. XVI: 7, 9, 4, 8. Es sind die bekannten Sonaten, die in Sammlungen für den Unterricht zu finden sind. Als Einzelheft erfüllen sie einen praktischen Zweck und sind handlicher.
Leopold Koželuch: Sämtliche Sonaten für Clavier, Bd. II, Bärenreiter, BA 9512
Der tschechische Komponist (geboren 1747 in Velvary, gestorben 1818 in Wien) galt in der klassischen Periode als Bindeglied zwischen den in Wien konzentrierten Komponisten. Die heutige Betrachtung der frühen Musik dieser Zeit ist bedenklich einseitig auf die höher geschätzten Zeitgenossen beschränkt: Sie fokussiert eher „die Klassiker“ als die „klassische Periode“. Zu Koželuchs größten Verdiensten rechnet man die Tatsache, dass er seine Weggefährten nicht imitierte. Vielmehr antizipierte er beispielsweise den tragisch-pathetischen Ausdruck Beethovens und Schuberts und erschuf das weithin gepriesene „cantabile“-Idiom. Seine Sonaten werden zu Unrecht als „gefällig“ abgewertet (in der Liebhaberei der Damen stand er an erster Stelle – da mögen auch kommerzielle Gründe eine Rolle gespielt haben). Koželuch selbst sah seine Aufgabe in der Bereitstellung eines gefälligen, klaren und spielbaren Repertoires für musikalische Laien. Andererseits gab es Kritik, seine Sonaten seien zu schwer. Sein Stil ist natürlich, anmutig, harmonisch rein, die Anlage der Sonaten weiträumig (ähnlich wie Haydn experimentierte er mit monothematischen Konstruktionen). Die Melodien mit Bordunbegleitung sind seiner böhmischen Herkunft geschuldet (Anspielung auf die tschechische „Pastorella“). Ein weiteres Merkmal ist die Vorliebe für die erniedrigte Unterdominante sowie den Wechsel in einen „konzertanten“ Stil mit orchestralen Tuttis. Seine circa 50 Sonaten sind in der Regel dreisätzig, stehen in Dur und der langsame Satz ist ein „cantabile“. Die Sonaten in Moll beginnen mit einer langsamen Einleitung und schließen mit einem Rondo. Die 50 Sonaten (in der vorliegenden Ausgabe Nr. 13-24) wurden primär für das Cembalo komponiert. Die Autographe sind nicht erhalten geblieben. Die ersten Drucke sind aber unter Aufsicht des Komponisten vorgenommen worden. Ein ausführliches und auf intensiver Recherche beruhendes Vorwort von Christopher Hogwood gibt alle nötigen Hinweise.