The Sheila Nelson Ensemble Book, Boosey & Hawkes, Vol. 1 BH 1400586, Vol. 2 BH 1400587
Jedem Violinlehrer ist wohl Sheila Nelson inzwischen bekannt als nimmermüde Pädagogin, Verfechterin und Komponistin für den Gruppenunterricht. Nun hat sie wieder gebrütet, sodass im Verlagsnest neue – garantiert legefrische – Spielstücke für das Klassenmusizieren liegen, die in engster Anlehnung an die Melodien und Rhythmen aus ihrer „Elementaren Streichermethode“ stehen.
Die Instrumente lassen sich auf verschiedenste Weise kombinieren, sodass die Stücke mit oder ohne Violen vom Quartett bis zum Streichorchester, oder auch nur mit Solovioline und Klavierbegleitung spielbar sind. Sheila Nelsons praktische Unterrichtshinweise runden die Ausgaben ab. Liebe Sheila, bitte weiterbrüten und nach den Sommerferien noch mehr davon!
Klezmers, arr. v. Coen Wolfgram für Violine und Piano, De Haske 981359
„Klezmer“ bedeutet im Jiddischen „Musiker“. Heutzutage wird damit jedoch eher die jüdische Volksmusik bezeichnet. Die meisten Arrangements dieser Ausgabe findet man bei den Aufnahmen des Klarinettisten Giora Feidman wieder. Sehnsuchtsvoll, melancholisch, oder auch überschäumend fröhlich, tänzerisch, manchmal im Zusammenspiel rhythmisch herausfordernd. Die Einflüsse aus dem Balkan, der slawischen und Zigeunermusik sind deutlich herauszuhören. Selten wird die dritte Lage benötigt, also einfach loslegen und Spaß haben. Wie sagte mein bayerischer Schüler beim Ausprobieren: „Fetz-mer!“
Rainer Lischka: Tango für zwei – für Violine und Viola, Hofmeister FH 2763
Rainer Lischka ist Professor für Tonsatz/Gehörbildung und Komposition an der Dresdner Musikhochschule. Kompositionen für Kinder und Jugendliche sind ihm ein besonderes Anliegen, so erhielt er mehrere erste Preise bei internationalen Kinderliedwettbewerben. Sein Tango für Violine und Viola ist sehr rhythmisch geprägt, man bekommt fast Lust mitzutanzen. Wer als Geiger schon Doppelgriffe in mehreren Lagen beherrscht, wird bei diesem humorvollen Stück sicherlich viel Freude haben. (Liebe Bratscher, am besten einen entspannenden Fango auf die Tango-Sorgenfalten, nur vereinzelt dritte Lage!)
Piero Raffaeli-Ferdinand Weiss: Apollon Musagète für Kinder, Doblinger 18939
Kleine Fragmente für Violine und Klavier aus dem gleichnamigen Ballett von Strawinsky, didaktisch-scherzhaft aufbereitet, wobei sich die Klavierstimme nicht an die Vorlage hält, sondern frei in Anlehnung an Strawinsky erfunden ist. Diese Transkription richtet sich an Violinschüler, die nur die ersten drei Finger der linken Hand in der ersten Lage zu gebrauchen wissen. Angesichts der Schwierigkeiten der Violinstimme wohl methodisch bedenkenswert, da der Schüler bereits punktierte Viertel, Chromatik, Ablangen des ersten Fingers, verschiedene Taktkombinationen, Achtelauftakt und Saitenwechsel beherrschen sollte. (Wird heute noch – trotz Grenzöffnungen – so unterrichtet, dass der vierte Finger in einen monatelangen inaktiven Niemandsland-Schlaf versinken darf?) Einige Nummern können zur Übung auch in der dritten und vierten Lage gespielt werden. Insgesamt eine gelungene Transkription, die den Schüler sicherlich neugierig auf das Originalwerk Strawinskys machen wird.
Alfred Koerppen: Verstohlen geht der Mond auf – Variationen für Violine und Klavier, Möseler Hausmusik 227
Alfred Koerppen hatte bis 1991 in Hannover eine Professur für Komposition und Musiktheorie inne. Unter seinen zahlreichen Werken finden sich Chormusik, Oratorien, Bühnenwerke, Kantaten, Orchesterwerke, Kammermusik, Klavierstücke, Solowerke und verschiedene Schriften. Die vier Variationen für Violine und Klavier basieren auf einem schönen Thema, das schon Brahms bearbeitet hat. Im Prinzip ist nur die erste Lage erforderlich, es kommen jedoch verschiedene Spielweisen zur Anwendung, wie Flageolett, Tremolo, Pizzikato, Doppelgriffe mit leeren Saiten, die meistens erst später in der Literatur auftreten. In die „Jugend musiziert“-Literaturauswahl für Streichinstrumente (Solo-Instrument), Musik des 20. Jahrhunderts, sind diese Variationen mit dem Schwierigkeitsgrad 1 aufgenommen. Fazit: Es lohnt sich, verstohlen einen Blick hineinzuwerfen.