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Lieder, Tänze und andere Ohrwürmer

Untertitel
Neue Noten für die Flöte von Tschaikowsky über Albéniz bis Serebrier
Vorspann / Teaser

Peter Tschaikowsky: Nussknacker Suite für zwei Querflöten, arr. von Jennifer Seubel +++ Spanische Tänze. Sechs Stücke von Enrique Granados, Pablo de Sarasate und Isaac Albéniz, arr. für Flöte und Klavier +++ James Rae: Sounds Irish for Flute and Piano +++ José Serebrier: Tango in Blue for Flute and Piano +++ Christoph Weinhart: Flötenspiel „… und alle Zeit ward Gegenwart.“ für Flöte solo +++ Hans-Michael Rummler: in memoriam John van Buren 1952–2022 für Flöte und Klavier

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1.

Peter Tschaikowsky: Nussknacker Suite für zwei Querflöten, arr. von Jennifer Seubel. Bärenreiter BA 10951

Wer kennt sie nicht, die Tänze aus Tschaikowskys „Nussknacker“-Ballett, gerne rund um Weihnachten auf der Bühne gegeben? Es sind schon rechte Ohrwürmer dabei, die man auch mal gerne spielen möchte… Wie schon zu Zeiten, als noch kein Radio oder andere Tonträger ein Wiederhören möglich machten und Bearbeitungen der Hits aus Oper und Konzert auf wenige Stimmen heruntergebrochen wurden, hat Jennifer Seubel in Fleißarbeit acht Nummern der Nussknackersuite, original für großes Orchester, auf zwei Flötenstimmen reduziert und zwar mit Wiedererkennungseffekt! Ohrwürmer können aber auch technisch durchaus herausfordernd sein. Insbesondere die 2. Flöte übernimmt viele Parts der Begleitung. Diese Fassung hier eignet sich eher für fortgeschrittene Spieler, die daran sicherlich ihren Spaß haben werden. Leider hat der Verlag neben der Partitur nicht in Einzelstimmen inves­tiert, so dass man sich, sollte es zu einem Konzert kommen, an einigen Wendestellen mit einer ergänzenden Kopie wird helfen müssen. Besonders schwierig zu lösen ist dieses Problem im „Blumenwalzer“. Ein kurzes Vorwort in deutsch und englisch ergänzt das ansonsten gewohnt hochwertige Layout.

2.

Spanische Tänze. Sechs Stücke von Enrique Granados, Pablo de Sarasate und Isaac Albéniz, arr. für Flöte und Klavier. Universal Edition UE 38 081

Wie im Vorwort zur Ausgabe beschrieben, waren die drei spanischen Komponisten zu ihrer Zeit im 19. Jahrhundert sehr bekannt. Ihre spanisch, katalonisch oder baskisch inspirierten Tänze erfreuten sich seinerzeit gro­ßer Beliebtheit. Die Tänze von Enrique Granados und Isaac Albéniz sind Transkriptionen von Werken für Klavier. Bei den Tänzen des Violinvirtuosen Pablo de Sarasate konnte ohne Probleme die Melodielinie der Violine auf die Flöte übertragen werden. Interessant ist der Rhythmus des „Zortziko in Miramar“ und „Zortziko de Iparraguirre“, einem baskischen Tanzrhythmus im 5/8-Takt. Der jeweils typische Rhythmus mit den entsprechenden Harmonien im Klavier gibt dem Melodieinstrument das Fundament und das Flair. Sehr empfehlenswert ist, sich die Originalversionen und deren Interpretationen anzuhören, um das richtige Gefühl für die melodischen Feinheiten zu erspüren, die sich im Notentext nicht immer darstellen lassen. Und diese Feinheiten gehören unbedingt zur seelenvollen Interpretation der spanischen Musik.

3.

James Rae: Sounds Irish for Flute and Piano. Universal Edition UE 21750

Klingt irisch… In der Reihe World Music hat James Rae den entsprechenden Band über Irland betreut. Rae ist in vielen Stilen zu Hause, im Jazz und jazzverwandten Formen wie auch im irischen Stil. Im vorliegenden Heft finden sich sowohl vier traditionelle und weitgehend bekannte Lieder (The Londonderry Air, The Irish Washerwoman, St. Patrick’s Day, The Rakes of Mallow) als auch eigene Kompositionen im irischen Idiom. Bei den Neukompositionen errät man schon durch den Titel die Idee und das Tempo der Musik: Beispielsweise ist „One Cold Grey Morning“ langsam und in Moll, „Harry’s Empty Glass“ schnell und schwankend im 12er-Takt. Alle Stücke sind mit Klavierbegleitung, die die mittelschwere Solostimme unterstützt „und verleiht den Stücken ihre typisch irische Note“. Der Verlag hat in diesem Heft einige ältere Stücke aus anderen Editionen übernommen. Das ansprechende Layout ist gut lesbar.

4.

José Serebrier: Tango in Blue for Flute and Piano. Peermusic Classical HL00158956

José Serebrier (*1938) stammt aus Uruguay und ist ein weltweit agierender Dirigent. Seine Kompositionen fanden ebenfalls eine größere Verbreitung. „Tango in Blue“ ist ursprünglich eine Gelegenheitskomposition für Orchester, die als Zugabe für ein Jubiläum in Montevideo uraufgeführt wurde und das Publikum auf Anhieb begeisterte. Auf Bitten des Verlegers fertigte Serebrier mehrere Fassungen an, unter anderem auch eine für Flöte und Streicher und diese vorliegende für Flöte und Klavier. Die Flötenstimme ist hier stärker ausgearbeitet und betont die Wendigkeit des Instruments, während dem Klavier quasi das „Orchester“ obliegt. Das Werk gliedert sich in eine längere Einleitung und den anschließenden Tango. Insbesondere im Tango beherrscht die Flöte den melodischen Part. Drei effektvolle Schlusstakte beenden das etwa dreiminütige, pfiffiges Zugabenstück.

5.

Christoph Weinhart: Flötenspiel „… und alle Zeit ward Gegenwart.“ für Flöte solo. Edition Dohr 26312

Vornehmlich die letzte Zeile aus dem Gedicht „Flötenspiel“ von Hermann Hesse inspirierte Christoph Weinhart zu diesem Solostück. Weinhart, ein vielseitiger Komponist und Musiker, verwendete für dieses Solo von 1989 nicht tonal gebundene Melodik in gemächlichem Grundtempo. In den ersten acht Takten wird melodisch betontes Themenmaterial vorgestellt, ab Takt 18 schließen sich tänzerische Elemente an. Die beiden thematischen Ideen werden erweitert und variiert, werden zu Gedankengirlanden wie ziehende Erinnerungen und Gefühle, die die Grundstimmung des Gedichts beschreiben. Die ständigen Taktwechsel und dynamischen Nuancen lassen die Melodien atmen und schweben. Nur wenige Schwerpunkte und Abschnitte werden markiert. Nach einem ruhigen Beginn gewinnt die Musik an Stringenz, um am Ende wieder in Stille zu versinken. Schade, dass das Gedicht von Hesse zu dieser musikalischen Inspiration nicht mit abgedruckt wurde. Der Druck umfasst vier Seiten. Die Dauer des anspruchsvollen Werkes wird mit vier bis fünf Minuten geschätzt. Kurze Anmerkungen zur Komposition und zum Komponisten runden den schönen Druck ab.

6.

Hans-Michael Rummler: in memoriam John van Buren 1952–2022 für Flöte und Klavier. Are Verlag 3042

Hans-Michael Rummler hat in jungen Jahren Musik, unter anderem auch Komposition, studiert und nach einem weiteren Studium Ästhetik und Kulturwissenschaft in Bremen und Hannover gelehrt. Bei John van Buren hat Rummler sich ab 2000 noch einmal intensiv mit Komposition befasst. „in memoriam“ ist ein klingendes Epitaph auf seinen verstorbenen und von ihm hoch verehrten Lehrer und Freund. Die Trauermusik für Flöte und Klavier ist nicht tonal gebundene Musik im langsamen Grundtempo. Auffallend in der Klavierstimme sind die Intervalle der kleinen Sekunden und kleinen Nonen, die die Atonalität unterstreichen, aber in ihrer Spannung auch emotionale Trauer ausdrücken mögen. Eine gewisse Dreiteiligkeit lässt sich erkennen von ruhig über emotional aufgeladen bis zu einem Abgesang. Der Flöte kommt dabei der wendigere Part zu, während das Klavier fast durchgängig einen klangvollen Unterbau gibt. Die Spannweite der Flöte wird über drei Oktaven genutzt mit allen dynamischen Möglichkeiten: Flatterzunge, Slap, Glissandi. Rhythmisch geht es gemeinsam nicht immer unbedingt geradeaus. Nicht optimal ist im Druck das Problem der Wendestellen gelöst.

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