Wolfram Schurig: Bagatellen | Christian Jost: everything is broken up and dances | Hermann Keller: Streichquartett Nr. 2 | Philipp Manuel Gutmann: seacoloured lightbellsounds | Gavin Bryars: String Quartet No. 4 | Manfred Trojahn: V. Streichquartett Stefan Drees
Wolfram Schurig: Bagatellen (2018–21) für Streichquartett
Edition Gravis, Brühl. eg 2613Stu (Studienpartitur), eg2613a/b/c/d (Partituren der Einzelsätze mit Stimmen)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Auf überschaubaren musikalischen Keimzellen basierende Einzelsätze von unterschiedlichem musikalischem Charakter, über weite Strecken hinweg von Mikrointervallen und differenziert ausgearbeiteten Klanggestalten bestimmt.
Form, Struktur
Vier Stücke von jeweils individueller Formgebung, deren Titel – „ricercata“, „scherzo“, „lied (senza parole)“ und „sonatina“ – auf historische Satzmodelle, Kompositionsprinzipien und Formen verweisen.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Voller artikulatorischer, rhythmischer und dynamischer Detailangaben steckender Notentext mit ausgefeilten Anweisungen zur Ausführung von Klangwechseln und Glissandi.
Dauer: Einzelstücke zwischen 7,5 und 10 Minuten; Gesamtdauer 34 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: sehr schwer.
Kommentar
Die dichte, ausdrucksstarke und energiereiche Komposition stellt höchste Ansprüche an technisches Können und Zusammenspiel. Die Bagatellen sind einzeln oder als Zyklus aufführbar und bieten sich als Kontrast zu einem Werk aus dem älteren Streichquartettrepertoire an.
Christian Jost: everything is broken up and dances (2015) für Streichquartett
Schott, Mainz. ED 22636 (Partitur und Stimmen)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Erweiterte tonale Musiksprache, wechselweise geprägt von dramatischen Akzenten, expressiven melodischen Momenten, großer rhythmischer Energie und zarten Ruhepunkten.
Form, Struktur
Einsätzige Komposition, bestehend aus fünf meist zäsurlos ineinander übergehenden, musikalisch miteinander verwandten Abschnitten.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Herkömmliche Notation ohne Besonderheiten.
Dauer: ca. 17 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer
Kommentar
Der abwechslungsreiche Verlauf des Satzes bietet eine Fülle von Gestaltungsmöglichkeiten und eignet sich für Ensembles, die bislang eher wenig Erfahrung mit zeitgenössischem Komponieren haben.
Hermann Keller: Streichquartett Nr. 2 (2009)
Edition Juliane Klein, Berlin. EJK 0988 (Faksmile-Partitur; Stimmen auf Anfrage)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Gemäßigt moderne Komposition, deren Musik sich zwischen klanglich fein konzipierten und rhythmisch energetischen Abschnitten bewegt.
Form, Struktur
Vier oft nur durch Fermaten getrennte, unbetitelte Sätze von unterschiedlichem musikalischem Charakter; die ersten beiden und der letzte Satz können jeweils auch isoliert vorgetragen werden.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Herkömmliche Notation mit gelegentlichen Vierteltönen, gehäufter Verwendung verschiedener Glissandi und Pizzicati sowie vielen exakt auszuführenden Luftschlägen mit dem Bogen.
Dauer: ca. 13 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer.
Kommentar
Das ebenso originelle wie effektvolle Streichquartett wurde nach dem Tod des Komponisten im Nachlass entdeckt. Insbesondere in rhythmischer Hinsicht erfordert die Umsetzung ein hohes Maß an Präzision.
Philipp Manuel Gutmann: seacoloured lightbellsounds. eine kurze erzählung (2022) für Streichquartett
Doblinger, Wien. DO 36132 (Faksmile-Partitur; Stimmen auf Anfrage)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Tonale Komposition voller atmosphärischer Klanggewebe, inspiriert von den beiden Wörtern „seacoloured“ und „lighbellsounds“ aus der englischen Übersetzung von Paul Celans Gedicht „Anabasis“.
Form, Struktur
Einsätzige Komposition, deren Verlauf sich aus einer Gegenüberstellung, Annäherung und Durchdringung zweier unterschiedlicher musikalischer Situationen ergibt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Herkömmliche Notation unter ausgiebiger Verwendung von Flageoletttönen, Tremoli, Arpeggien und Skalen.
Dauer: ca. 6 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer.
Kommentar
Herausfordernd ist vor allem die klangliche Seite des Werkes, deren besondere Wirkung sich aus dem ständig variierten Ineinandergreifen meist rascher und dynamisch abwechslungsreich zu gestaltender Bewegungsfiguren ergibt.
Gavin Bryars: String Quartet No. 4 (2019/20)
Schott, Mainz. ED 14031 (Partitur und Stimmen)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Tonale Komposition mit stark vereinfachter, oft auf diatonischen Skalen beruhender und nur in geringem Maße chromatisch eingefärbter Harmonik.
Form, Struktur
Einsätziges Stück mit klarem, meist taktweise fortschreitendem Duktus; mehrere Abschnitte von unterschiedlichem Charakter und Tempo, aus einfachen musikalischen Bausteinen zusammengesetzt.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Herkömmliche Notation ohne Besonderheiten, aber mit gehäuften Anweisungen zur subtilen Veränderung des Klangs durch den Bogenstrich.
Dauer: ca. 20 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer.
Kommentar
Das Stück eignet sich für Ensembles ohne Erfahrung im Umgang mit zeitgenössischer Musik; Abwesenheit jeglicher Virtuosität und ständige Kombinatorik bei der Zuweisung von führenden und begleitenden Stimmen erfordern eine besondere Konzentration auf die klanglichen Aspekte.
Manfred Trojahn: V. Streichquartett (2018)
Bärenreiter, Kassel. BA11417 (Partitur), BA11417-22 (Stimmensatz)
Stilrichtung, allgemeiner Charakter
Voller schroffer Kontraste steckende expressive Musik, die ihre Energie aus dem Aufeinandertreffen von polyphonen und blockartigen Strukturen gewinnt.
Form, Struktur
Drei individuell geformte Einzelsätze von unterschiedlichem Charakter („moderato“, „molto adagio“, „calmo“), durch ein Netz aus motivischen Querbezügen zu einer übergeordneten Einheit verbunden.
Notation, Dauer, Schwierigkeit
Herkömmliche Notation mit hoher Dichte an Vortragsanweisungen und dynamischen Angaben.
Dauer: ca. 28 Minuten.
Schwierigkeitsgrad: schwer bis sehr schwer.
Kommentar
Das Stück stellt hohe Anforderungen an rhythmische Präzision und Klanggestaltung; es ist geeignet für erfahrene Ensembles, die sich für zeitgenössische Musik interessieren, aber die Auseinandersetzung mit erweiterten und experimentellen Spieltechniken scheuen.