David Rakowski (geb. 1958): Étude-Fantasies, piano four hands *** Mike Cornick (geb. 1947): Love Songs for Two. Five arrangements for piano duet *** Frank Martin (1890–1974): Au clair de la lune, pour piano à quatre mains (1955) *** Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Fantasie g-Moll und Fuge G-Dur, Sonatensatz (Grave und Presto) B-Dur für zwei Klaviere, KV Anh. 32 und KV Anh. 45, KV Anh. 42
David Rakowski (geb. 1958): Étude-Fantasies, piano four hands, Edition Peters 2009, EP 68307, N.Y.
Abgesehen von einer prächtigen über zwei Seiten sich erstreckenden Liste bereits im Verlag erschienener Werke des Komponisten in unterschiedlichen Besetzungen enthält die Notenausgabe zum Titel nur den Hinweis, dass das Werk eine Auftragskomposition der „Friends of Today’s Music“ des Musiklehrerverbandes von Kalifornien ist. Über den Komponisten findet man im Internet eine etwas skurrile Selbstdarstellung. Die Étude-Fantasies sind sieben kurze Stücke, die nach dem Notenband im Zyklus, nach Anmerkung auch einzeln oder in irgendeiner Kombination gespielt werden können. Stilistisch sind bei Rakowski in der Tradition verhaftete Klangwelten verankert. Er wandert aber auch in tonal weniger gebundeneren Räumen hin und her. Originelles zeigt das Eingangsstück: Die aus einem Triller entwickelten Spielfiguren werden virtuos hochgefahren. Ständiger Wechsel von weißen und schwarzen Tasten wird zwischen beiden Händen desselben Spielers aufgeteilt, was zu Positionen der Hände über Kreuz führt. Dieses Prinzip kommt bei beiden Spielern zur Anwendung, da für jeden von ihnen ähnliche Strukturen in den Passagen vorliegen, die gleichzeitig nebeneinander herlaufen. Dies bleibt eine Besonderheit im ersten Stück. Erwähnt sei noch das folgende: Die „Invention“ für vier Hände, gezielt vierstimmig programmiert, mit etwas mäßiger Strahlkraft ist auf den großen Thomaskantor bezogen. Die Spielanweisung lautet: „Like Bach: Tempo, Dynamics and articulation are up to the performers.“
Mike Cornick (geb. 1947): Love Songs for Two. Five arrangements for piano duet, UE 21485, Copyright 2009, Wien
Der bald 65-jährige Musiker ist hierzulande kein unbekannter mehr. Eine jahrzehntelange Erfahrung in vielfältiger Weise als Komponist, Arrangeur und Pädagoge mit Schwerpunkt im Bereich von Rock, Pop, Jazz befähigt Cornick in besonderer Weise, im hier angesprochenen Sektor eine attraktive kleine Kollektion zusammenzustellen, die musikalische Farben aus verschiedensten Regionen der Welt widerspiegelt, der Karibik, den USA und nicht zuletzt der Heimat des Musikers, Großbritannien. Die dem Notenband beigefügte CD enthält in guter Qualität für jedes der fünf Stücke die drei Versionen: Wiedergabe des Duetts im Gesamtklang, sowie Präsentation von Primo- und Secondo-Part jeweils gesondert.
Frank Martin (1890–1974): Au clair de la lune, pour piano à quatre mains (1955), UE 34747
Aus dem Nachlass des Komponisten kam es bald nach seinem Tod zur Veröffentlichung von „Drei leichte Klavierstücke“ (UE 18576), zwei von ihnen vierhändig für zwei Klaviere, entstanden 1937, das dritte Stück vierhändig für ein Klavier, 1955 „komponiert für seine Frau Maria und seine sechsjährige Tochter Anne Thérèse“. Dieses Stück liegt hier jetzt in einer Einzelausgabe vor. Das bekannte französische Volkslied wird in drei Varianten präsentiert, wobei die einfache Melodie in zwei Fünftonräumen wahrnehmbar sich bei Primo im Unisono unverändert wiederholt, während Secondo mit anspruchsvollerem Klaviersatz, den Frank Martin auf der Basis einer der Tradition verbundenen Klangwelt, aber auch mit aparten Differenzierungen facettenreich ausgestattet hat, für fortlaufende Veränderungen sorgt, die den Variationscharakter des kleinen Stückes bestätigen.
Wolfgang Amadeus Mozart (1756–1791): Fantasie g-Moll und Fuge G-Dur, Sonatensatz (Grave und Presto) B-Dur für zwei Klaviere, KV Anh. 32 und KV Anh. 45, KV Anh. 42, Bärenreiter BA 9638
In dem vorliegenden Band, der eine Ergänzung zur schon vorhandenen Ausgabe sämtlicher von Mozart vollendeten Werke für zwei Klaviere BA 9161 darstellt, handelt es sich um zwei Werke, die bei Mozart Fragmente geblieben sind. Der langjährige Verlagsmitarbeiter Michael Töpel hat sie mit hoher Kompetenz für alles, was auf Mozart zu beziehen ist, stil- und fachgerecht im Geiste des Meisters ergänzt. Man betrachte die Fuge: Mozarts Handschrift bricht im 23. Takt ab. Töpel gestaltet mit den bis dahin vorhandenen Bausteinen den weiteren Fugenverlauf, an Mozart orientiert. Es schwingt Töpels Kreativität bescheiden und zugleich nachhaltig mit: Großartig die Idee, in den Takten 89ff. das Fugenthema noch einmal neu ansetzen zu lassen, aber nun in der Spiegelung. Die vier zu erwartenden Stimmeneinsätze folgen regelgerecht aufeinander. In der sich noch anschließenden Coda verlässt Töpel den polyphonen Satz. Was zuweilen in unisono geführten Passagen der Spieler zu einfach wirken mag, entspricht durchaus dem Klaviersatz, den wir auch original bei Mozart finden, wie zum Beispiel entsprechende Stellen in der Sonate für zwei Klaviere KV 448 zeigen. Bezüglich der Ergänzungen gebührt der Präsentation beider Stücke das Lob für einen gut nachempfundenen Mozart, dem nachzuspüren für neugierige Spieler lohnend und empfehlenswert ist.