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Noten-Tipp 2019/10

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Mieczysław Weinberg: Streichquartette
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Wenn im Dezember der 100. Geburtstag Mieczysław Weinbergs (1919–1996) begangen wird, dann wird gleichzeitig auf etwa zehn Jahre einer beispiellosen Wiederentdeckung zurückzublicken sein. Einen Meilenstein bildete hier die sensationelle szenische Erstaufführung seiner Auschwitz-Oper „Die Passagierin“ (1968) bei den Bregenzer Festspielen 2010, die seitdem wiederholt aufgeführt wurde.

Dank der Einspielungen des Quatuor Danel beim Label CPO ist aber auch das mit 17 Werken nicht nur quantitativ bedeutende Streichquartett-Schaffen des aus Polen stammenden, 1941 vor den Nazis in die Sow­jetunion geflüchteten jüdischen Komponisten in den Fokus gerückt. Dank der wieder aufgelegten Ausgaben bei Peermusic (hier sind auch die übrigen Quartette verfügbar) kann man sich anhand von vier Beispielen aus verschiedenen Schaffensperioden ein repräsentatives Bild von dieser Werkreihe machen. Auch wenn die Stücke aus den Jahren 1937 (rev. 1985), 1963, 1970 und 1986 nicht ganz an die Überzeugungskraft und Meisterschaft des 6. Quartetts op. 35 heranreichen, so besticht doch Weinbergs Fähigkeit, prägnante, individuelle Satzcharaktere durch Motive und rhythmische Gesten zu einer werk­übergreifenden Ausdruckseinheit zu verbinden.

Unterstrichen wird dies in den jeweils halbstündigen Quartetten Nummer 9 und 12 durch attacca-Übergänge zwischen den Sätzen. In Anspruch und Gehalt stehen sie den Gattungsbeiträgen Bartóks und Schos­takowitschs kaum nach. Die lichtere Nummer 17 ist gleich einsätzig konzipiert, wenn auch mit drei klar erkennbaren Großabschnitten. Mit seinen kompakten Ausmaßen (Spieldauer etwa 17 Min.) würde sie sich in jedem Quartettrecital als klassisches „Sandwich“-Stück zur Einführung in Weinbergs Klangwelt bestens eignen. Gleiches gilt für das frühe erste Quartett, ein 20-Minüter, den der Komponist sich fast 50 Jahre später nochmals für eine Revision vornahm und der im finalen dritten Satz ein schönes Beispiel für Weinbergs Kunst stilisierter, expressiv aufgeladener Folklorismen bietet.

  • Mieczysław Weinberg: Streichquartette Nr. 1 op. 2/141, Nr. 9 op. 80, Nr. 12 op. 103, Nr. 17 op. 146. Stimmen/Partitur, Peermusic Classical 3537/3537A (Nr. 1), 3545/3545A (Nr. 9), 3548/3548A (Nr. 12), 3549/3549A (Nr. 17)

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