August Wilhelmj: Romanze, Robert Lienau Musikverlag, Frankfurt a.M. 2005, RL 40970
Wegen Verlegergrippe, psychischer oder finanzieller Wehwehchen sind Verlagshäuser manchmal dem Wechsel der Verleger unterworfen. Der Robert Lienau Musikverlag übernahm einst unter anderem den Bestand des Berliner Schlesinger Musikverlags. Die vorliegende Romanze op. 10 in E-Dur für Violine und Klavier erschien im Original mit Orchesterbegleitung erstmals 1872 bei Schlesinger. Wilhelmj war als leidenschaftlicher Wagner-Anhänger Konzertmeister bei der Uraufführung des „Rings der Nibelungen“ in Bayreuth. In seinen Kompositionen schloss er sich der neudeutschen Richtung an, die sich unter Führung von Franz Liszt von dem Stil der Wiener Klassik absetzte. Ein expressives Stück bis in die höchsten Lagen, ohne Doppelgriffe, kurz und knapp nur eine Seite lang.
Jiri Laburda: Sonatine G-Dur für Violine und Klavier, Edition Dohr 2000, Nr. 22962
Als Lehrer wirkte Laburda an der Pädagogischen Fakultät der Karls- Universität Prag. Seine kompositorische Arbeit stützt sich auf traditionelle Mittel und knüpft stilistisch an den Neoklassizismus an, aber auch Aleatorik und Dodekaphonie sind ihm nicht fremd. Diese Sonatine ist ein reizendes Stück, überwiegend in erster Lage, abwechslungsreich, witzig, strukturiert, nur vereinzelt chromatisch angehaucht. Sehr geeignet für „Jugend musiziert“.
Peter Iljitsch Tschaikowsky: Sérénade mélancolique, Hrsg. Glenn Dicterow, International Music Company, New York 2004, Nr. 3558
Tschaikowsky stellte diese Serenade 1875 fertig und widmete sie dem großen Violinpädagogen Leopold Auer. Sehr düstere Musik, nur aufgehellt von dem Mittelteil, auf den wieder das original traurige russische Thema am Ende des Stückes folgt. Der Herausgeber Dicterow hat sich als einer der weltweit bekanntesten amerikanischen Violinkünstler seiner Generation etabliert. Heute arbeitet er unter anderem als assoziierter Konzertmeister des New York Philharmonic Orchesters und als Konzertmeister der Los Angeles Philharmonie. Außerdem unterrichtet er an der Juilliard School und Manhattan School of Music. Selbst für ihn sind nach seinen Worten die Fingersätze und Bogenstriche eine Herausforderung gewesen wegen Tschaikowskys Vorliebe für Wiederholungen. Deshalb werden die Fingersätze bei wiederholten Phrasen oft gewechselt, um mehr Variation und Farbigkeit des Klanges zu erreichen. So rutscht es manchmal hin und her wie beim Schlittschuhfahren. Weiterhin schlägt Dicterow eine Kürzung vor, die schon der gute alte Heifetz vorgenommen hat, wohl um der Rutscherei ein gnädiges Ende zu bereiten.