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Klavierstücke aus Rußland und Osteuropa, Band II (Klavierstücke für Kinder), Heft 1-3. Edition Peters 5721-23Die vorliegende Sammlung war in der DDR (freilich unter anderem Titel) Bestandteil des Lehrplanes der Musikschulen. Dieses Unterrichtsmaterial, im wesentlichen fortschreitend nach Schwierigkeit geordnet, soll nun Lehrern und Schülern in den alten Bundesländern zugänglich gemacht werden. Klassiker der russischen Musik sind hierbei nicht vertreten; den zeitlichen Rahmen bilden Komponisten wie A. Goedicke, R. Glier, S. Maikapar, N. Mjaskowski, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboren wurden, und Zeitgenossen wie Schostakowitsch, E. Denissow, G. Frid und A. Eschpai, darunter auch einige Komponistinnen.
Viele Stücke basieren auf Material aus der Volksmusik der verschiedenen Gebiete der ehemaligen Sowjetunion, ansonsten aber auch auf Themen, die Kinder ansprechen und freuen: Natur, Freizeit, Schule, Familie... Russische Mentalität, teilweise auch Sentimentalität, Scherzhaftes, Tänzerisches, Verträumtes prägen den Charakter der Stücke. Mit Einzeilern für den Anfangsunterricht im Heft 1 beginnend wird der Bogen bis hin zu technisch Anspruchsvollem gespannt. Gängige musikalische Formen wie z.B. Toccata, Präludium, Nocturne, Mazurka und Sonatine runden das Bild der Sammlung.
Sergei Rachmaninoff: Romance für Klavier vierhändig, Valse für Klavier sechshändig, Sikorski 1558
Zwei bisher im Westen unveröffentlichte Werke, in einer autorisierten Erstausgabe von David Butler Cannata nach präzisem Quellenstudium herausgegeben, lohnt es zu spielen: dem Salon verpflichtete, zwischen 1890 und 1894 entstandene Miniaturen für vier bzw. sechs Hände. Die Handschrift Rachmaninoffs ist unverwechselbar; der ihm eigene kantable Ton klingt sanft durch beide Stücke. Der Klaviersatz im Walzer A-Dur entsteht zu einem Kunstwerk polyphoner Linien, im Dreiertakt schwingend. Die Möglichkeiten, die sechs Hände auf einer Klaviatur bieten, werden geschickt ausgenutzt, es bleibt alles sehr durchsichtig, ohne harmonisches „Füllmaterial“. Schön auch, daß die Stücke recht leicht sind, Freude am gemeinsamen Musizieren wecken und als Vortragsstücke für fast alle Gelegenheiten geeignet sind.
Anatoli Ljadow: Ausgewählte Klavierstücke, Edition Peters 9193
Anatoli Konstantinowitsch Ljadow (1855-1914), der dem Kreis jüngerer Petersburger Komponisten um Glasunow und Ljapunow angehörte, widmete sein Schaffen fast ausschließlich dem Klavier. Er folgte dem Geist Chopins und Schumanns (das „Prelude“ als typische Miniatur des 19. Jahrhunderts), bevorzugte volkshafte Epik (Ballade „Von alten Zeiten“), spielerische Groteske („Die Spieldose“ op. 32).. Sein letzter Zyklus („Vier Stücke“ op. 64) ist wohl eher eine Parodie auf Skrjabin - den Weg des expressiven Experimentierens mochte er nicht gehen. Charakteristische Stücke seines Schaffens wurden von Christoph Hellmundt chronologisch aneinandergereiht, so daß die stilistischen Wandlungen Ljadows sichtbar werden. Die kurzen, spieltechnisch anspruchsvollen Stücke ohne gekünstelte Virtuosität lassen Lyrik nicht fehlen und zeigen Ljadors melodische Begabung.
Nikolaj Medtner: Drei Arabesken op. 7, Elite Edition 4027; Zwei Märchen op. 8, Elite Edition 1130, beides Anton J. Benjamin, London-Hamburg
Nikolaj Karlowitsch Medtner (1879-1951), russischer Komponist deutscher Abstammung, wirkte am Moskauer Konservatorium und wurde als Pianist nicht nur in Rußland, sondern auch in Westeuropa und den USA gefeiert. Ähnlich wie bei anderen konzertierenden Komponisten treten in seinen Stücken virtuose Elemente in den Vordergrund, gespickt mit viel Chromatik, weitgriffigen Akkorden, komplizierten Rhythmen, Extremen in Lautstärke und Dynamik. Formal stellt sich Medtner in die Reihe des spätromantischen Akademismus Rachmaninoffs und Glasunows.