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Wertvolle Arbeitsinstrumente für Musiker

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Notenausgaben und die zugehörigen Play-Along-CDs: eine Übersicht
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Musik entfaltet ihre ganzen Möglichkeiten erst im Zusammenspiel mit anderen. Der Mangel, dass die wenigsten Musikschüler von Anfang an die Möglichkeit dazu haben, lässt sich durch die zahlreichen Angebote nach dem Music-Minus-One-Konzept zumindest teilweise ausgleichen. Hier sind die Möglichkeiten noch nicht ausgereizt, wie der Verlag Dowani Intenational mit seiner „3 Tempi Play Along“-Reihe zeigt.

Auf der Basis von Urtext-Ausgaben in einem ansprechenden und gut lesbaren Notenbild bietet er für eine Vielzahl von Instrumenten nicht nur das gängige Solo-Repertoire, sondern auch entlegenere, aber musikalisch und spieltechnisch interessante Werke an. Auf den jeweils beiliegenden CDs ist jedes Werk in vier verschiedenen Fassungen zu hören. Neben der Konzertfassung werden das Originaltempo und zwei langsame Tempi zum Einstudieren angeboten, wobei beim langsamsten Tempo die Solostimme leise im Hintergrund zu hören ist. Mit Hilfe der Indexnummern in der Solostimme kann man problemlos an sinnvoll ausgewählten Stellen im Stück in verschiedenen Tempi einsteigen, ohne jeweils wieder einen ganzen Satz von vorne beginnen zu müssen.

Unter den Neuerscheinungen finden sich zwei echte Bereicherungen für das romantische Repertoire, das Konzert Nr. 4 für Cello und Orchester in G-Dur op. 65 von Georg Goltermann (1824–1898) und das Violinkonzert Nr. 9 in a-moll op. 104 von Charles Auguste de Bériot (1802–1870). Die beiden Einspielungen des Russischen Philharmonischen Orchesters unter Konstantin Krimets mit Sergey Sudzilovsky (Cello) und Alexander Trostyansky (Violine) überzeugen mit kultiviertem Streicherklang und differenziertem romantischen Gestus, die Solostimmen sind musikalisch vorbildlich und technisch einwandfrei gespielt. Dass aber mit derselben Musizierweise und Klangauffassung auch Telemanns Bratschenkonzert G-Dur und J. S. Bachs Sonate für Querflöte in h-Moll BWV 1030 eingespielt wurden, stellt schlicht einen Anachronismus da. Mag man auch nicht alle Errungenschaften historisierender Musizierpraxis gutheißen, sie vollkommen zu ignorieren, heißt sich selbst ins Abseits zu stellen.

Populäre zeitgenössische und historische Musik aus aller Welt bereitet die Wiener Universal Edition mit ihrer Reihe World Music für das Ensemblespiel auf. Nach Schottland, Israel, Kuba, Brasilien, Irland und Russland wird die Reihe nun um einen Band mit Musik aus Madagaskar erweitert, vorgestellt von dem Musiker HAJAmadagsacar und dem Wiener Musikethnologen August Schmidhofer. HAJAmadagascar, der selbst zahlreiche traditionelle Instrumente spielt wie die Kastenzither Marovany und die Kabosy, eine madagassische Gitarrenart, ist das Kunststück gelungen, die komplexe Struktur der Musik so umzusetzen, dass sie auf einem mittleren technischen Niveau gut spiel- und singbar wird, ohne ihren besonderen Charakter zu verlieren. Neben Arrangements traditioneller Stücke steuert HAJAmadagascar auch eigene Kompositionen bei. Es braucht Zeit und einige Wiederholungen, bis man sich in das madagassische Rhythmus-Feeling mit seinem häufigen Gegeneinander und Wechsel von ternären und binären Rhythmen einfühlt, aber die beiligende CD leistet dabei gute Hilfe. Neben der Play-Along-Fassung zum Üben bietet sie jeweils auch eine lebendige Aufnahme der Stücke mit Originalinstrumenten. Die Besetzung ist variabel und kann für verschiedene Melodie- und Bassinstrumente sowie Gitarre, Klavier und Perkussion leicht angepasst werden, für drei Stücke liegen auch Texte vor. Instrumentarium und Musik werden in informativen, wenn auch manchmal etwas ungelenken Texten erklärt. Fazit: absolut empfehlenswert.
Die vom spieltechnischen Niveau her leichtere Reihe World Music Junior aus demselben Verlag bietet mit ihrem neusten Band einen Streifzug durch die Musik Nordamerikas. Bekannte Stücke wie „Swanee River“, der „Pine Apple Rag“ und „Swing Low, Sweet Chariot“ machen mit den Eigentümlichkeiten von Rock’n’Roll, Gospel, Blues, Ragtime und Country vertraut. Die geschmackvollen Arrangements von Joseph Diermeier geben mit zahlreichen ausgeschriebenen Soli auch Anreize für fortgeschrittene Spieler, die CDs sind allerdings etwas dröge eingespielt. Neben dem Ensembleheft liegen Einzelstimmen für Melodieinstrumente in C, Bb und Eb vor; für die Rhythmusgruppe sind Gitarre/Banjo, Klavier, Bass und Perkussion vorgesehen. Auch diese Bände sind mit informativen Texten ausgestattet und reizvoll zu erarbeiten.

Ein wertvolles Arbeitsinstrument für Sänger hat Famiro-Records aus Nürnberg entwickelt – die Idee ist so gut, dass man sich fragt, warum niemand früher darauf gekommen ist. Nicht gerade wenige angehende und professionelle Sänger eignen sich neue Partien über das wiederholte Anhören einer Aufnahme an – und nehmen dabei gravierende Risiken in Kauf: Unvermeidlich „lernen“ sie mit dem Notentext zugleich die fixierte Interpretation der Aufnahme und den Stimmklang der jeweiligen Sänger mit. Die Reihe „Coach Me“ von Famiro will dem Abhilfe schaffen mit einem Ansatz, der direkt aus der Praxis kommt. Die meisten Korrepetitoren haben schon einmal für ihre Sänger „mal eben“ die Gesangslinie einer schwierigen Arie auf Kassette aufgezeichnet. Genau diese Hilfe und einiges mehr zum Erarbeiten eines Stückes oder einer kompletten Rolle erhalten Sänger in einer ausgearbeiteten Form und in dem Klangbild, wie es ihnen von der Korrepetition her vertraut ist. Zu jeder CD gehört ein Booklet mit dem vollständigen Text des Librettos in der Originalsprache sowie mit wörtlichen Übersetzungen ins Deutsche, Englische, Italienische, Französische und Spanische sowie eine Übertragung in die internationale Lautschrift. Als erstes ist der Originaltext zu hören, vorgetragen von einem Muttersprachler. Darauf folgt die Lernfassung, gespielt auf dem Klavier und sparsam ergänzt mit Stichnoten zur rhythmischen und harmonischen Orientierung. Bei schwierigen Partien, etwa Koloraturen, wird zusätzlich eine Lernfassung im reduzierten Tempo angeboten. Hat man Text und Melodie einstudiert, kann man mit der darauf folgenden vollständigen Begleitung üben.

Der Notentext ist mit musikalischem Puls und äußerst exakt wiedergegeben; die Klavierbegleitung bietet eine gute Unterstützung und ist sanglich, mit Gespür für sängerische Bedürfnisse, eingespielt. Für die Vorbereitung dieser Aufnahmen vergleicht die Künstlerische Leiterin des Projektes, die professionelle Korrepetitorin und Klavierbegleiterin Denette Whitter, die jeweils wichtigsten Einspielungen, um Anschluss an die gängige Aufführungspraxis bieten zu können. Ohne eine Interpretationsweise festzulegen, bieten die Aufnahmen so eine gute Arbeitsgrundlage für den professionellen Gebrauch. Wünschenswert wäre aber, dass die jeweils verwendeten Klavierauszüge angegeben werden. Für Mozart-Opern etwa wird seit Jahren schon vermehrt auf Aufführungsmaterial der neuen Bärenreiter-Ausgabe zurückgegriffen, die sich schon allein textlich von den älteren Ausgaben des Peters-Verlages unterscheidet. Inzwischen liegen Mozarts „Zauberflöte“ und „Figaro“, „Die Fledermaus“, Rossinis „Barbier“ und Verdis „Rigoletto“ als vollständige Partiensätze vor; Ariensammlungen verschiedener Komponisten für alle Stimmlagen; die häufig zu Unterrichtszwecken verwendeten „Arie Antiche“ sowie der „Messias“ und Bachs Weihnachtsoratorium. Fazit: Ein sehr gutes Arbeitsinstrument für professionelle Sänger, Gesangsstudenten und ambitionierte Laien, das sich sicher durchsetzen wird. Informationen unter www.famiro.de

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